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20.02.2019
Anton Lorenz und die Stahlrohrmöbel
Susanne Graner über ihre Ausstellung in Weil am Rhein
Als Unternehmer und Designer spielte Anton Lorenz eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Stahlrohrmöbel. Früh erkannte er ihr Potential, geschickt agierte er mit Patenten. Zu seinen eigenen Entwürfen zählt der berühmte „BarcaLounger“ (1940). Das Vitra Design Museum eröffnet am Donnerstag, 21. Februar die Ausstellung „Anton Lorenz. Von der Avantgarde zur Industrie“. Sie zeigt Objekte und Dokumente aus dem Nachlass von Anton Lorenz, ergänzt um Möbelentwürfe von Marcel Breuer, Mart Stam und Ludwig Mies van der Rohe. Vier Fragen an die Kuratorin Susanne Graner.
Frau Graner, was macht Anton Lorenz so interessant?
Anton Lorenz, auch als „graue Eminenz“ des Stahlrohrmöbels bekannt, erkannte als einer der Ersten Ende der 1920er Jahre das Potential dieses neuen Möbeltypus. Er agierte daraufhin mit Patenten und Unternehmensgründungen so geschickt, dass er bald über ein weltweites Netzwerk verfügte, zu dem unter anderem Mies van der Rohe, Marcel Breuer und Mart Stam gehörten. Neben seiner Tätigkeit als Designer und Manager befasste sich Lorenz zudem mit den ergonomischen Aspekten von Sitz- und Liegemöbeln. Gemeinsam mit Hans Luckhardt entwickelte er einen Sitz-Liegestuhl, den sogenannten „Siesta Medizinal“, der von Thonet erfolgreich produziert wurde. Lorenz übersiedelte 1939 in die USA und wirkte auch dort erfolgreich weiter.
Welche Botschaft möchten Sie mit der Ausstellung vermitteln?
In der Ausstellung werden erstmals wichtige Originaldokumente aus dem Lorenz-Nachlass präsentiert, der sich seit 1989 im Vitra Design Museum befindet. Ergänzt um Möbelentwürfe der Bauhaus-Ära und von Lorenz selbst, bieten sie einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen der Avantgarde. Dabei wird deutlich, dass der Durchbruch des modernen Designs nicht nur von genialen Entwürfen abhing. Genauso wichtig waren Unternehmen, Rechtsfragen, Patente, Produktionsverfahren – und Macher wie Anton Lorenz, die all dies zusammenbrachten, um die Ideen der Avantgarde möglichst vielen Menschen nahe zu bringen.
Was hat Sie bei der Vorbereitung der Ausstellung überrascht?
Sehr aufschlussreich ist Lorenz’ geschäftliche Korrespondenz mit den Protagonisten der Stahlrohrmöbelindustrie. Es liest sich häufig wie ein Kriminalroman, wenn es darum geht, mit Patenten und Gebrauchsmustern zu taktieren, Klagen einzureichen, Verträge zu verhandeln, aber auch einen Schulterschluss zwischen einstigen Gegnern herbeizuführen. Überraschend und bisher unbekannt war zudem, welch großen Einfluss Lorenz auf die Entwicklung eines der beliebtesten amerikanischen Möbel hatte. Basierend auf seinen ergonomischen Studien und seinem untrüglichen Gespür für geschickt formulierte Patentanträge, entwickelte Lorenz zusammen mit seinen Partnern ein kommerziell äußerst erfolgreiches Produkt: den verstellbaren, bequemen Fernsehsessel, der bis heute in vielen Wohnzimmer steht.
Gropius, Meyer oder Mies?
Brand, Reich, Stölzl und viele andere Meisterinnen und Lehrerinnen am Bauhaus.
Die Fragen stellte Natalie Scholder.
Eröffnung: Donnerstag, 21. Februar, 18.30 Uhr
Ausstellung: 22. Februar bis 19. Mai 2019, täglich 10–18 Uhr
Ort: Vitra Design Museum, Schaudepot, Charles-Eames-Straße 2, 79576 Weil am Rhein
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Susanne Graner, Kuratorin der Ausstellung. Foto: Nathalie Schulten
Anton Lorenz auf einem Stuhl mit Glasstütze sitzend (Experiment), 1938/39
Prospekt des Herstellers Barcalo, nicht datiert
Prospekt von Futorian zum Stratolounger, 1967
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