2014 ist das Jahr des Smiljan Radic: Nachdem er im Frühling den Wettbewerb für den Neubau eines Funkturms in der Hauptstadt seiner Heimat Chile gewonnen hatte und im Mai die Haltestelle Zwing als eine von sieben von internationalen Architekten entworfenen Busstops im Bregenzerwald fertiggestellt wurde, ist er mit dem diesjährigen Serpentine Pavillon endgültig auf der internationalen Bildfläche angekommen.
Radics bisher größtes Projekt öffnete nun in der weiten Hügellandschaft Chiles seine Tore. Im Millahue Valley südlich von Santiago ist nach seinen Plänen ein Weingut auf einem 44 Quadratkilometer großen Anwesen entstanden. Allein der Vorgarten der VIK Winery ist eine Landschaft in der Landschaft: Ein schnurgerader Zementpfad führt wie ein Catwalk über ein flaches Wasserbassin zu einem flügelartigen, weißen Dach, das aus einem transparenten, lichtdurchlässigen Material besteht und die Innenräume zuverlässig mit Tageslicht versorgt. Weitere Zementpfade ziehen sich diagonal über die bewegte Wasseroberfläche und schneiden den Hauptweg. In die so entstandenen polygonalen Wasserbecken streute der Architekt die für ihn typischen Gesteinsbrocken, eine Idee, die er gemeinsam mit seiner Frau Marcela Correa, einer Bildhauerin, entwickelte. Sämtliche Steine stammen vom umliegenden Gelände.
Der Blick zurück vom Hauptgebäude über die Eingangslandschaft bedient alles andere als romantische Vorstellungen eines Weinguts, Radic hat hier eine surreale Landschaft geschaffen, die an einen fremden Planeten erinnert.
Tatsächlich dient der Pool einer weiteren Funktion: Ein Großteil des Weinguts ist unterirdisch angelegt. „Das Wasser hilft den Weinkeller mit seinen Fässern darunter kühl zu halten“, erklärt Radic in einem Interview mit der New York Times. Er selbst wisse eigentlich nichts über Wein, gibt der Architekt, der sich gerne in erdbrauner Kutte kleidet, zu, außer dass er ihn gerne trinke und dass genau die VIK-Weine irgendwie „elegant“ schmecken.
Neben dem Hauptgebäude des Weinguts hat Radic noch ein kleines Gästehaus auf einem nahegelegenen Hügel errichtet. Bis zum Herbst soll ein Resort auf der Anlage entstehen, das jedoch andere Architekten geplant haben. (lr)
Fotos: Cristobal Palma
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