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02.11.2016
Pragmatischer Super Space
Studioninedots bauen in Amsterdam
„Super Space“ – das klingt nach der futuristisch-utopischen Stimmung in Kunst und Wissenschaft der frühen Siebzigerjahre. John Wheeler etwa verwandte 1973 den Begriff Super Space in seinen mathematischen Studien, in denen er „Super Geometry“ mit der Relativitätstheorie verband. Zeitlich fällt seine Arbeit mit dem Durchbruch von Superstudio zusammen. Das ist kein Zufall. Damals war wohl alles super: Super Space, Super Geometry, Super Studio.
Studioninedots (Amsterdam) bringen den Begriff nun mit einem geplanten Wohn- und Geschäftshaus in die Gegenwart, in dem sie in ihren Entwurf ebenfalls einen „Super Space“ integrieren. Doch diesen interpretiert das Büro heute, in den Zehnerjahren des 21. Jahrhunderts, sehr viel nüchterner als es in den Siebzigerjahren der Fall war: Der „Super Space“ verbindet urbanes Unternehmertum mit einem öffentlichen Raum. Und wenn es bei dem Projekt eine starke Vision gibt, dann die, bezahlbares Wohnen und Arbeiten mitten in Amsterdam zu ermöglichen.
Wir sind also in deutlich realistischeren Zeiten angelangt. Der „Super Space“ ist ein offenes Erdgeschoss mit 65 mal 50 Metern in einem dicht bebauten Teil der Stadt. Außen riegelt der Bau aus verschiedenen Volumen diesen öffentlichen Raum ab, innen öffnet sich der Komplex zu einem platzartigen Hof mit Grünfläche und Pavillon. Mit diesem Konzept erhielten Studioninedots soeben den Zuschlag der Stadtverwaltung Amsterdam. Ihr Projekt werden sie ab 2018 umzusetzen.
West Beat nennen Studioninedots das Gesamtvorhaben. Es soll ein neuer Hotspot im Stadtteil Nieuw West werden, sozusagen ein Beatschlag. Der Fokus des zukünftigen Baus liegt eindeutig auf dem riesigen Raum im Erdgeschoss, der sich von der höher gelegenen Lelylaan aus auf die gesamte Grundfläche des Projekts erstrecken wird. Monumentale Rundbögen auf der Fassade sollen diesen öffentlichen Raum markieren und von allen Seiten Einblicke in das Geschehen des „Super Space“ geben, wo sich dann Geschäfte, Start-Ups und Jungunternehmer tummeln.
Die kreisrunden Bögen werden dabei mit jedem Stockwerk kleinteiliger, je nachdem wie privat die Nutzung der Räumlichkeiten dahinter ist. In den oberen Etagen werden sie schließlich von Rechtecken abgelöst. Damit führt Studioninedots ganz nebenbei noch eine neue Formsymbolik ein: Kreisrund gleich öffentlich, rektangulär gleich privat. (sj)
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