Koshigaya liegt rund 30 Kilometer nördlich von Tokyo in der Präfektur Saitama. Damit gehört die 1958 gegründete Stadt noch zur Metropolregion Tokyo, die hier allerdings etwas dünner besiedelt ist und hauptsächlich aus ein- bis zweigeschossigen Gebäuden besteht. Zwischen ihnen liegt bereits das eine oder andere Reisfeld.
Hier hat der Architekt Hiroshi Nakamura für sich selbst auf nur 33 Quadratmetern Fläche ein Studio errichtet. Nakamura, der mit seinem Büro atelier N auch als Bauunternehmer auftritt, regt auf seiner Webseite künftige Bauherren ausdrücklich dazu an, sich selbst an den Bauarbeiten zu beteiligen. So könnten sie Kosten sparen und ein Gefühl für ihr künftiges Zuhause entwickeln, wie er schreibt.
Das Ateliergebäude grenzt direkt an ein Reisfeld. Über einem rundum verglasten Volumen ohne tragende Wände lassen schräggestellte hölzerne Stützen das Dach schweben - eine mit Schindeln verkleidete Holzbox. Im transparenten Raum könnte fast der Eindruck entstehen, man stünde im Freien, mitten auf dem Reisfeld. Zu diesem luftigen Lebensgefühl tragen auch die schlichten Einbauten bei, etwa das unverkleidet auf einem Fuß stehende Spülbecken, das mit seinen sichtbaren Zu- und Ablaufleitungen schon beinahe skulptural wirkt. Nakamura gibt an, in dieser Gegend aufgewachsen zu sein. Durch die Glasflächen stehe er in Kontakt mit seinen Verwandten, die auf den Feldern arbeiten und ihm durch die Fensterscheiben zuwinken würden.
Das den Atelierraum nach oben hin abschließende Holzvolumen setzt der großen Transparenz eine gewisse Heimeligkeit entgegen. Auf einer Seite des Dachraums ist ein Schlafplatz angeordnet, der über eine einfache Haushaltsleiter zu erreichen ist. Von hier aus öffnen sich zwei Klappen in Richtung der schmalen Vordächer, die etwas Schatten spenden und als minimalistische Balkone genutzt werden können. Der Holzaufbau ist kein Formalismus, sondern sei Teil seines Low-Tech-Klimakonzepts, wie Nakamura betont: Durch seine Höhe wirke er wie eine Dämmschicht über dem gläsernen Körper, schütze ihn im Sommer vor zu starker Erwärmung durch die steil stehende Sonne. Außerdem könne die Luft, die der Wind von den Reisfeldern hereinweht, so wie in der Natur auch im Haus aufsteigen, wenn sie sich erwärmt. Im Winter hingegen heizen flachere Sonnenstrahlen das Atelier wie einen Wintergarten auf. (tl)
Fotos: Shigeo Ogawa
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auch ein | 27.05.2020 16:47 Uhrarchitekt
viel luft um nichts.
und toll gemacht!