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15.03.2017
Das genaue Gegenteil
Studio Libeskind in Lüneburg
Ein Universitätsgebäude mit einer ausdrucksstarken und dekonstruktivistischen Architektursprache und einer langen Planungsgeschichte, die fast schon an die Mühen der Hamburger Elbphilharmonie im etwas kleineren Maßstab erinnert: Nun endlich wurde das neue Zentralgebäude der Leuphana Universität Lüneburg von Studio Libeskind (New York/Zürich) am Samstag, 11. März 2017, nach zehn Jahren Planung und Bau (siehe Baunetz-Meldungen von 2007 und 2011) feierlich eröffnet!
Unter der Leitung von Universitätspräsident Sascha Spoun erhielt die kleine Universität in Niedersachsen vor einigen Jahren nicht nur den internationalen Markennamen Leuphana. Spoun führte außerdem mehrere neue Studiengänge ein und setzte eine ganze Reihe Umstrukturierungen durch. Und nicht zuletzt wurde der „Star-Architekt“ Daniel Libeskind – der in Lüneburg bis 2016 auch eine Professur inne hatte – direkt und ohne Wettbewerb mit dem Entwurf für das neue Markenzeichen der „Universität für das 21. Jahrhundert“ beauftragt. Bereits im Mai 2011 wurde der Grundstein für den Bau mit 13.000 Quadratmetern Geschossfläche gelegt, der spätestens 2014 auf dem Campus im südlichen Teil von Lüneburg eröffnet werden sollte.
Libeskinds Inspirationsquelle für den Neubau soll das Profil der Universität gewesen sein, die er als einen „Inkubator neuer Ideen, Innovationen, Forschungen und Entdeckungen“ bezeichnet. Da der Campus auf einem ehemaligen Kasernengelände aus der NS-Zeit liegt und die „militärische Bauweise“ der roten Zeilenbauten nicht in das Selbstbild der Universität passt, soll das neue Zentralgebäude „das genaue Gegenteil“ sein. Und auch für den Universitätspräsidenten repräsentiert der Neubau nicht nur perfekt das Profil der Institution – nein, er soll sogar zu einem Symbol der Lüneburger Kultur werden! Auf der Eröffnungsfeier mit rund 800 Gästen gab es jedoch nicht nur hoffnungsvolle Erwartungen. Die Studierenden protestierten am Samstag – wie bereits während der Bauzeit – weiter gegen den teuren Neubau.
Das Zentralgebäude umfasst ein zweigeschossiges Studentenzentrum, einen dreigeschossigen Seminarturm, das „Libeskind-Auditorium“ und ein siebengeschossiges Forschungszentrum. Jede der Funktionen ist in einem von vier individuell geformten Volumina untergebracht, die gemeinsam eine große Struktur bilden. Im Studentenzentrum gibt es eine Cafeteria, Arbeitszimmer und Büros. Im Seminarzentrum befindet sich der Haupteingang. Außerdem sind hier unterschiedliche Workshop- und Seminarräume sowie ein „Raum der Stille“ untergebracht. Eine Wand mit einem handgefertigten, fraktalen Muster aus Aluminiumpaneelen in Weiß soll den Studierenden helfen, in diesem Meditationsraum zur Ruhe zu kommen. Das „Libeskind-Auditorium“ – ein rechteckiger Raum mit geneigten Wänden und konvexem Dach – bietet insgesamt bis zu 1100 Plätze und kann auch für außeruniversitäre Zwecke genutzt werden.
Die Eingangshalle ist als großzügiges Atrium gestaltet. Diverse Treppenhäuser und Brücken kreuzen das Volumen, das „die Komplexität des Raumes enthüllen soll“. Außen ist der Neubaus – ähnlich wie das Jüdische Museum in Berlin – mit Titan-Zink-Paneelen verkleidet. Im Inneren gibt es haufenweise Schrägen – gerade Wände und rechte Winkel existieren nahezu nicht. Die rotgefärbten Wänden sollen zusätzlich der Orientierung dienen. Wie viel genau das spektakuläre Unigebäude am Ende gekostet hat, „werden wir wissen, wenn die Endabrechnung vorliegt“ – so Sascha Spoun. Es werden circa 100 Millionen Euro vermutet. Und trotz Meditationsangebot werden die Studierenden dann sicherlich nochmals heftige Kritik an dem aufwändigen Neubau üben. (mg)
Fotos: Leuphana Universität
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