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15.01.2021
Pinocchio und die Künstlerzwillinge
Studierendenwohnheim und Kita von BGF+ in Frankfurt am Main
Wie in so vielen Städten herrscht auch in Frankfurt am Main ein Mangel an Kitaplätzen und bezahlbaren Wohnungen. Mit einem durchschnittlichen Mietpreis von rund 15 Euro pro Quadratmeter steht Frankfurt im bundesweiten Vergleich laut statista.com gar an zweiter Stelle und damit direkt hinter München. Besonders für Studierende gestaltet sich die Wohnungssuche schwierig. Der Neubau von BGF+ Architekten im zentralen Stadtteil Nordend mit einer Kita in den unteren Etagen und einem darüberliegenden Studierendenwohnheim kann hier hoffentlich etwas Abhilfe schaffen. Das Projekt wurde vom Gesamtverband der Katholischen Kirchengemeinden in Frankfurt am Main in Auftrag gegeben. Neben dem Entwurf für das neue Gebäude, war auch die Integration des im Hof liegenden Bestandsbaus gefordert. Bereits im Juni 2019 wurde das Haus bezogen.
Im Unter-, Erd- und ersten Obergeschoss befindet sich die deutsch-italienische Kita „Pinocchio“ mit Platz für 100 Kinder, aufgeteilt in sechs Gruppen. Darüber erstrecken sich auf vier regulären und einem Staffelgeschoss die 56 Zimmer der Studierenden. Das Wohnheim nennt sich „Bernhard- und Ludwig-Becker-Haus“ und erinnert so an die aus der Gegend stammenden Künstlerzwillinge. Die unterschiedlichen Nutzungen lassen sich auch an der Fassade ablesen. Braun-beige Ziegelsteine zieren die unteren Geschosse. Heller Putz umhüllt das Wohnheim; die orangefarbenen Faltschiebeläden unterstreichen den Kontrast zusätzlich.
Jedes Studierendenzimmer besitzt ein eigenes Bad und jede Etage einen großzügigen Gemeinschaftsraum mit Koch-, Ess- und Wohnbereich. Liebe zum Detail steckt allerdings primär in den Räumen der Kindertagesstätte, die der Reggio-Pädagogik folgt. Benannt nach der norditalienischen Stadt Reggio nell’Emilia, steht das Kind hier als Forscher und Konstrukteur, das seine eigene Entwicklung und Bildung mitgestaltet, im Mittelpunkt. Daher sollte die neue Umgebung das Sammeln möglichst vieler unterschiedlicher Erfahrungen ermöglichen.
So ließen die Architekt*innen Böden und Wände in vielen unterschiedlichen Materialien ausführen und integrierten „Stadtelemente“ in das Projekt. Zum Beispiel verbindet ein Tunnel Alt- und Neubau. Eine Brücke im Innenhof erweitert die Spielfläche. Gleichzeitig dient sie als Fluchtweg und Hofüberdachung und bietet einen Zugang zu einem hölzernen Spielturm. Der gerundete Treppenturm aus Sichtbeton verbindet die drei Kita-Etagen und erlaubt den Kindern über ein in den Wänden integriertes Sprachrohr eine geschossübergreifende Kommunikation. Derartige Feinheiten laden die Kinder zum Entdecken ein und lassen sie auf spielerische Art ihr Umfeld erforschen und erkunden. (tp)
Fotos: Thomas Ott
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An der Fassade lässt sich die Aufteilung der verschiedenen Nutzungen ablesen.
Das architektonische Konzept greift die Idee der „italienischen Stadt“ auf, indem urbane Elemente wie Brücke, Tunnel und Treppenturm integriert wurden.
Auf der Brücke befindet sich ein kleiner „Garten“ mit italienischen Kräutern.
Foyer der Kita mit Blick auf den Treppenturm
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