Helle Holzbalken. Liegend, stehend, diagonal. Zusammengezimmert von angehenden Architekten der École polytechnique fédérale de Lausanne. Auf einem Abschnitt von insgesamt 240 Metern erschufen die Studierenden zusammen mit dem Konzeptatelier ALICE (Lausanne) eine eigenwillige Konstruktion: Bühne, Kino, Galerie, Konzerthalle und Treffpunkt zugleich. Die Installation unter dem Titel HOUSE 2 – Counter City war 16 Tage lang im Züricher Toni-Areal zu sehen.
Ähnlich wie im letzten Jahr verfolgte ALICE unter Leitung von Dieter Dietz auch 2017 den Ansatz vom Raum als „Interface zwischen dem Menschen und technologischen sowie gebauten Prozessen.“ Die interdisziplinäre Gruppe aus Architekten und Wissenschaftlern hat gemeinsam mit 200 Erstsemestlern eine offene, temporäre Struktur unter der Bahnbrücke gegenüber der Züricher Hochschule der Künste geschaffen. Ein räumliches Experiment als Holzrahmenbau mit hoch aufragenden Vertikalbalken.
Die Holzelemente wurden an der Uni in Lausanne vorgefertigt, in sechs Containern nach Zürich gebracht und innerhalb von nur zehn Tagen aufgebaut. An einem Nichtort, auf dem Mittelstreifen einer großen Straße sollte HOUSE 2 Raum bieten, um sich anhand von Austausch, Debatten und Diskussionen mit Fragen der Dichte und des Zusammenlebens auseinanderzusetzen. In Referenz auf das Buch „Together“ des Soziologen Richard Sennett wurde der Schwerpunkt auf Zusammenarbeit und Dialog gesetzt. Herausgekommen ist keine homogene Architektur, sondern im ständigen Wandel begriffene Struktur.
Das kurzlebige Gebilde bot kulturellen und sozialen Veranstaltungen Raum zur Aneignung und öffentlichen Diskussion. Architekt Dieter Dietz: „Wie ein öffentliches Forum bietet HOUSE 2 einen Platz für aktiven Austausch, Debatte und Diskussion unter Einbeziehung der ganzen Gemeinschaft.“ Forschung mal ganz praktisch also. Der ebenfalls hölzerne Vorgänger HOUSE 1 stand im letzten Jahr auf dem Campus in Lausanne. HOUSE 2 wagte den Schritt nach draußen in die Stadt und wurde damit zum Ort städtischer Auseinandersetzung. Nach dem Ende des Projekts soll das Holz abgebaut und aufbewahrt werden – um im nächsten Jahr HOUSE 3 daraus zu zimmern. (kat)
Fotos: Anna Positano
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