Viele Städte verfügen über riesige Gleisareale im Stadtzentrum, doch nur selten liegen sie so schön wie in Stockholm. Kurz vor dem Hauptbahnhof schmiegen sich die Schienen in sanftem Schwung an den Klara-sjö-Kanal. Wäre das nicht eine perfekte Lage für einen hübschen kleinen Hochhauswald? Der Stockholmer Architekt Anders Berensson ist dieser Frage im Auftrag der grün-liberalen Centerpartiet nachgegangen.
Was nach Tieferlegung à la Stuttgart 21 klingt, nimmt sich in Berenssons Überlegungen harmloser aus. Der topografisch ohnehin abgesenkte Schienenstrang wird durch einen langgezogenen Sockel überformt, der als Basis für das neue Viertel dient. Das nennt sich Klarastaden und besteht aus schlanken Hochhäusern, die Berensson aus der Transformation eines typischen Stockholmer Blocks entwickelt. Der Gedanke dahinter ist einleuchtend: Das Stadtgefüge wird luftiger und fast jede der Wohnungen erhält Wasserblick. Auch einige kleine Parks und Plätze sollen zwischen den Türmen entstehen.
Insgesamt sollen auf einer Länge von fast zwei Kilometern 6.000 Wohnungen, 8.000 Arbeitsplätze und 300 Geschäfte entstehen. Um Monotonie vorzubeugen, moduliert Berensson die Baumassen entsprechend der umliegenden Nachbarschaften. Zum Zentrum hin werden die Türme bis zu 30 Stockwerke hoch, an anderer Stelle mit sieben Geschossen deutlich niedriger. Klarastaden verfügt entlang des Ufers über viel öffentlichen Raum, wofür auch eine bestehende Schnellstraße verlegt werden müsste.
Das Projekt ficht dies jedoch nicht an, denn schließlich bekämen die Autofahrer zum Ausgleich eine hübsche Straßenschlucht – die wiederum von Passanten in luftiger Höhe überquert werden könnte. Auch ein Skywalk samt schmaler Hängebrücken ist nämlich vorgesehen, der – so die schöne Fantasie – eines Tages alles verbinden könnte. (sb)
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