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05.01.2022
Leuchtturm im Holzbauquartier
Studentenwohnheim von Atelier PK in Bremen
Die Hansestadt Bremen und der moderne Holzbau? Bislang war das eher keine naheliegende Verbindung, sieht man von einzelnen Interventionen ab. Doch nun baut die Bremer Heimstiftung im Stadtteil Osterholz ein gut zehn Hektar großes Quartier vorwiegend aus Holz. Das Stiftungsdorf Ellener Hof liegt ganz im Osten der Stadt, noch östlich der Neuen Vahr. Bis 2025 soll hier ein sozial-ökologisches Musterprojekt mit 65 Neubauten entstehen, ein „Klima- und Fahrradquartier“ für „Menschen aller Generationen, Nationalitäten und Religionen“. Die Ansprüche der Stiftung richten sich dabei sowohl auf Stadtplanung und Architektur als auch auf eine breit gemischte Nutzung.
In einem Werkstattverfahren für den städtebaulichen Entwurf konnte sich 2016 das Büro De Zwarte Hond (Groningen/Rotterdam/Köln) durchsetzen. Dessen Planung orientiert sich am Leitbild eines gewachsenen Dorfes mit viel Grün, geringer Versiegelung sowie einer weitgehenden Bewahrung bestehender Gebäude und alter Bäume. Die 500 geplanten Wohneinheiten für etwa 1.000 alte und junge Bewohner*innen werden größtenteils in Mehrfamilienhäusern untergebracht, dazwischen gibt es aber auch drei Zeilen mit privaten Reihenhäusern, die das „Bremer Haus“ neu interpretieren. Gut 63.500 Quadratmeter neue Wohnfläche werden entstehen. Das Gelände wird dabei teilweise von der Stiftung selbst bebaut und genutzt, zum anderen im Erbbaurecht an verschiedene Akteure wie die Gewoba, kleinere Baugenossenschaften oder ans Mietshäusersyndikat vergeben. Auch ein Hindu-Tempel ist Teil des Projekts.
Inzwischen sind die Arbeiten in vollem Gange, und in Baufeld 1, das im Nordosten an die Ludwig-Roselius-Allee grenzt, ist das erste von vier Häusern Ende 2020 fertiggestellt geworden: ein siebengeschossiges Studentenwohnheim mit 66 Ein-Zimmer-Apartments, die teilweise barrierefrei oder rollstuhlgerecht ausgebaut werden können. Getragen wird das Projekt gemeinsam von der Bremer Heimstiftung und dem Studierendenwerk Bremen, der Entwurf stammt von Atelier PK (Berlin). Das 21,5 Meter hohe Haus bietet als Hochpunkt auch eine Orientierung und bildet mit seiner Holzfassade gleichzeitig einen gut sichtbaren Leuchtturm für das neue Holzbauquartier.
Das Haus ist ein Hybridbau mit hohem Holzanteil. Das Erdgeschoss wird komplett in Stahlbeton errichtet, ebenso die beiden Erschließungskerne in der nördlichen und südlichen Ecke. Die offenen Treppenhäuser machen diese Betonkerne nach außen deutlich sichtbar. Eine 20 Zentimeter starke Dämmung trennt die kalte Stahlbeton- von der warmen Holzkonstruktion im Inneren. Auf allen Etagen werden die beiden Treppenhäuser durch einen zentralen Flur verbunden, der alle elf Apartments erschließt und an beiden Enden an einem Fenster endet.
Die Wohnungen sind in reiner Holzbauweise errichtet: mit holzsichtigen Brettsperrholz-Decken und -Unterzügen sowie Stützen aus Massivholz. Alle Elemente sind aus Fichten- oder Tannenholz und wurden weitgehend vorgefertigt. Die nicht tragenden Außenwände aus imprägnierter Fichte wurden in Tafelbauweise komplett als Module inklusive Fenster, Dämmung und Brandriegel geliefert. So wird das Fassadenbild nun von den offenen Treppenhäusern, den vertikalen Brettern und den horizontalen Stahlblech-Brandriegeln bestimmt. Das gesamte Gebäude bietet 2.660 Quadratmeter Bruttogrundfläche und konnte für netto 3,8 Millionen Euro für die Kostengruppen 300 und 400 nach KfW40-Standard geplant und errichtet werden. (fh)
Fotos: Stefan Müller
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