Die Briten und ihre Colleges: Wie im vergangenen Jahr geht auch 2023 der Stirling Prize an einen College-Neubau. Allerdings handelt es sich beim Morden College in Blackheath im Südosten von London eigentlich um ein gehobenes Altenheim. Das nun neben dem altehrwürdigen Stammhaus errichtete John Morden Centre des Büros Mae (London) dient primär als Ort der Zusammenkunft. Einen Speisesaal gibt es hier, Kunsträume, medizinische Einrichtungen, eine Bibliothek und genügend Platz für informelle Treffen. Dieses Programm verbirgt sich hinter einer gediegenen, aber dezidiert modernen Formensprache – wer mag, kann einen Hauch Alvar Aalto erkennen. Ellen van Loon als Jury-Vorsitzende lobte die robuste Wärme des Gebäudes und die vielen durchdachten Elemente der Gestaltung, die der Isolation der Bewohner*innen entgegenwirken sollen.
Neben van Loon gehörten Niall McLaughlin, Armstrong Yakubu, Mona Chalabi und Rachael Owens der Jury an. McLaughlin war 2022 für die neue Unibibliothek des Magdalene College selbst mit dem Stirling Prize ausgezeichnet worden. Auf die Mitte September verkündete Shortlist hatten es außerdem die Central Somers Town Community Facilities von Adam Khan Architects (London), das House for Artists von Apparata Architects (London), ein Hofhausprojekt namens Lavender Hill von Sergison Bates (London/Zürich/Brüssel), ein Verbindungsbau am Courtauld Institute of Art von Witherford Watson Mann Architects (London) und die Kunstfakultät der University of Warwick von Feilden Clegg Bradley Studios (London/Bath/Manchester/Belfast) geschafft. All diese Bauten hatten sich wie üblich über die National Awards der RIBA qualifiziert.
Des Weiteren wurden bei der gestrigen Preisverleihung in Manchester weitere Auszeichnungen vergeben. Den Stephen Lawrence Prize für das beste Nachwuchsprojekt erhielten Conrad Koslowsky Architects (London) für ihr Lighthouse Children’s Home. Apparata wurden für ihr Künstlerhaus wiederum mit dem Neave Brown Award für erschwinglichen Wohnungsbau geehrt und der erstmals vergebene Reinvention Award ging an die Houlton School von Heyningen & Haward Architects (London) Außerdem darf sich das Onion Collective nun als Client of the Year bezeichnen. Die gemeinnützige Organisation hatte zusammen mit Invisible Studio (in der Nähe von Bath) und Ellis Williams Architects (London) ein Projekt namens East Quay verwirklicht, das unter anderem Ateliers und Galerien umfasst. (sb)
Fotos: Johan Dehlin, David Grandorge, Daniel Hopkinson, Hufton + Crow, Lewis Khan, Jimmy Lee, Jim Stephenson, Philip Vile