- Weitere Angebote:
- Filme BauNetz TV
- Produktsuche
- Videoreihe ARCHlab (Porträts)
27.09.2022
Rekonstruktionsbemühungen am Molkenmarkt
Stiftung Mitte Berlin gegründet
Die Bebauung um den Molkenmarkt am Roten Rathaus in Berlin ist derzeit umstritten wie kein anderes Projekt in der Stadt. Mehrfach war das endgültige Votum der Jury im städtebaulichen Werkstattverfahren verschoben worden. Vor zwei Wochen verkündete Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt schließlich, dass eine Entscheidung nie vorgesehen gewesen wäre. Vielmehr gehe es nun darum, das gesamte Wissen aus dem zweistufigen, partizipativen Prozess in einer „Charta Molkenmarkt“ festzuhalten.
Diese Erklärung rief in der lokalen Presse und auch bei gesellschaftspolitischen Akteuren Unverständnis und Kritik hervor. In der taz zum Beispiel war zu lesen, dass die Jury den Entwurf von OS arkitekter (Kopenhagen) und cka czyborra klingbeil (Berlin) bevorzugt habe und dass sich Kahlfeldt mit dem von ihr bevorzugten Entwurf der Büros Bernd Albers Architekten (Berlin) und Vogt Landschaftsarchitekten (Zürich) im Preisgericht nicht habe durchsetzen können. Bereits im Juli hatte der Tagesspiegel über die Charta Molkenmarkt berichtet, die in Kahlfeldts Haus erarbeitet wird. Kritiker*innen monieren, dass die Charta nur vom Senat beschlossen werden soll – und nicht vom Abgeordnetenhaus, wie es noch vor einigen Monaten hieß.
Diese Woche ist eine neue Akteurin auf die öffentliche Bühne getreten. Die im Juli gegründete Stiftung Mitte Berlin (SMB) der Berliner Unternehmerin Marie-Luise Schwarz-Schilling setzt sich unter dem Motto „Für das Herz der Stadt“ offensiv für eine historische Rekonstruktion des Molkenmarkts ein, heißt es in der heute verbreiteten Presseerklärung. Der SMB geht es laut eigener Aussage darum, „dass im Bereich der ehemaligen Altstadt möglichst viele Plätze, Gebäude und Denkmäler aus der Zeit vor 1933 wiedergewonnen werden“. Ein Blick auf die Webseite der Stiftung und die mitgelieferten Visualisierungen zeigt, dass es der SMB nicht nur um den Molkenmarkt geht, sondern auch um die Fischerinsel oder die Bebauung der Freifläche zwischen Rotem Rathaus und Marienkirche, Fernsehturm und Spreekanal. Für deren Gestaltung hatten RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten vor einem Jahr einen Wettbewerb gewonnen. Dessen Ergebnis war unter anderem auf Basis von 2015 entwickelten „Bürgerleitlinien“ und unter Bezugnahme von Ideen der Bürger*innen weiterentwickelt worden.
Für eine „stärkere Bürgerbeteiligung, etwa durch Befragungen, Bürgerforen und Werkstätten“ möchte sich auch die SMB erklärtermaßen einsetzen. Von Mittwoch 19. bis Sonntag, 23. Oktober 2022 hat sie ein „Mitte-Festival“ in der Parochialkirche (Klosterstraße 67, 10179 Berlin) angekündigt, das sie zusammen mit knapp 30 Partnern realisiert. Neben einer ganzen Reihe an Veranstaltungen soll dort anhand von Bildern und Filmen „die einstige und potentielle Schönheit von Mitte“ gezeigt werden. Einen ersten Eindruck der Ideen Schwarz-Schillings und ihrer beiden Vorstandskollegen Benedikt Goebel (Stadtforscher) und David Kastner (Immobilienmanager) geben die vier Visualisierungen, die heute veröffentlicht wurden. Sie zeichnen ein programmatisch restrospektives Idealbild und funktionieren zugleich als plakativer Kontrapunkt zur komplexen Plansprache des bisherigen Werkstattverfahrens. (gh)
Auf Karte zeigen:
Google Maps
Kommentare:
Kommentare (24) lesen / Meldung kommentieren
Eckhaus Molkenmarkt 4, im Hintergrund das Rote Rathaus, links das Nikolaiviertel
Klosterstraße, rechts hinter dem Arkadengang liegt das Graue Kloster
Über den Großen Jüdenhof schreibt die SMB: „Im Vordergrund die Caféteria des Antikriegsmuseums, im Hintergrund ein Yogastudio, ein Restaurant und viel städtisches Leben.“
Nicht am Molkenmarkt, sondern auf dem großen Freiraum zwischen Marx-Engels-Forum und Neptunbrunnen gelegen: Bebauungsvorschlag der SMB beiderseits der Spandauer Straße
Bildergalerie ansehen: 5 Bilder