Das John F. Kennedy Center for the Performing Arts liegt in dem Washingtoner Stadtteil mit dem malerischen Namen Foggy Bottom und wurde 1962 eingeweiht. Seither beherrscht das von Edward Durell Stone entworfene Gebäude mit einer fast schon neoklassizistisch-monumentalen Geste den Potomac. Jetzt erhält das Kulturzentrum eine Erweiterung von Steven Holl. Sein Bau, für den vorgestern der Grundstein gelegt wurde, steht im spielerischen Kontrast zum Bestand.
Die Größenverhältnisse der beiden Projektteile überraschen dabei zunächst. Während das riesige Kennedy-Center über drei große und mehrere kleine Säle mit insgesamt fast 7.000 Sitzplätzen verfügt, bietet Holls Entwurf gerade mal einige unterirdische Probenräume, etwas Platz für Bildung und Vermittlung und zwei pavillonartige Veranstaltungsräume, die wie geschwungene weiße Segel den Garten strukturieren.
Die Wichtigkeit des Projekts liegt allerdings nicht in der Größe, sondern in der Attitüde. Während das bestehende Kulturzentrum als staatstragende Institution konzipiert wurde, soll die Erweiterung einen zeitgenössischeren Geist nach Foggy Bottom bringen. Statt hoheitlichem Gestus wünscht man sich nun lokale Partizipation und intime Kleinteiligkeit: eine Erweiterung fürs Volk, nicht für dessen elitäre Repräsentanten.
Einer der schönsten Aspekte des Entwurfs setzt allerdings trotzdem einen gewissen gesellschaftlichen Stand voraus: Dank der neuen Anlegestelle, die schon in Stones ursprünglichem Entwurf vorgesehen war, aber nie ausgeführt wurde, kann man das JFK-Center in Zukunft auch stilvoll mit dem Boot erreichen. (sb)
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