Es gibt viele verschiedene Varianten eines Kunstmuseums – das Privatmuseum einzelner Sammler oder das klassische öffentliche Museum beispielsweise. Aber ein Kunstmuseum, das die institutionelle Hülle für stets wechselnde Privatsammlungen gibt – das ist eine Neuheit! Steven Holl Architects (New York) werden jetzt das Gebäude für solch eine ungewöhnliche Ausstellungseinrichtung realisieren. In der französischen Loire-Stadt Angers, die mit ihrem Schloss von Ludwig IX. aus dem 13. Jahrhundert bereits ein Museum mit einer ganz klassisch europäischen Sammlungsgeschichte besitzt.
Auf dieses Chateau d’Angers, das nur durch die Loire vom zukünftigen New Angers Collectors Museum getrennt sein wird, beziehen sich Steven Holl Architects mit ihren nun vorgestellten, spektakulären Plänen. Konzipiert sind mehrere turmartige Trichter, die die Architekten zu einer Gebäudefigur zusammensetzen. Diese Trichter greifen wiederum die Maße der Wehrtürme in der Schlossmauer des Chateaus auf. Die neuen Rundlinge aus weißem Beton werden jedoch ihre ganz eigene, organisch-unregelmäßige Form haben. Die skulpturale Ausstellungshalle mit 4.700 Quadratmetern Fläche soll in einem Wasserbassin stehen, das auf ein ehemaliges Loire-Becken auf dem Grundstück hinweisen wird. Genutzt wird recyceltes Wasser, wie es explizit in der Pressemitteilung heißt.
Unmittelbar neben das eigentliche Museum mit seiner Ausstellungshalle werden die Architekten außerdem ein Hotel bauen. Hier sollen einmal die Sammler logieren. Ausstellungshalle und Hotel werden über eine gemeinsame Dachterrasse mit Gastronomiebetrieb verbunden sein. Beide Bauten sollen auch einen Skulpturengarten umschließen, der zudem für kulturelle Open Air-Events genutzt werden soll. Bei der Gestaltung des Hotels beziehen sich die Architekten erneut auf ein besonderes Stück Kunstgeschichte der Stadt: Die Fassade aus wechselnd durchsichtigen und undurchsichtigen Glasflächen sollen ein gewebtes Textil abstrahieren und damit auf den berühmten Teppich mit der Darstellung der Apokalypse von 1375 in der Sammlung des Schlosses hinweisen.
Das gesamte Projekt wird von dem Entwickler Compagnie de Phalsbourg (Paris) finanziert. Wichtiger Drahtzieher ist wohl auch gemäß Recherchen des Online-Portals artnet der ehemalige Kulturminister Frankreichs Jean-Jacques Aillagon, der heute unter anderem den prominenten Sammler François Pinault berät. (sj)
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