1927 war es der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB), der einen Wettbewerb zum Bau seiner Bundesschule ausschrieb – 2018 ist es die Stadt Bernau, die einlädt. 1927 gewann bekanntlich Hannes Meyer, der zusammen mit Hans Wittwer nördlich von Berlin eine Ikone des Bauhauses schuf. 2001 wurde die Anlage von der Handwerkskammer Berlin unter Leitung von Winfried Brenne saniert und zum Internat umfunktioniert, im vergangenen Sommer folgte die Anerkennung von ganz oben: Die UNESCO setzte die ADGB-Bundesschule auf die Welterbeliste. Prädikat: Besonders wertvoll.
So bedeutsam das Erbe, so folgerichtig der Grund für den nicht-offenen Realisierungswettbewerbs gut 90 Jahre später: Besucheransturm! Ständig wollen mehr Menschen das Backsteinensemble in Bernau-Waldfrieden neben dem Barnimer Oberstufenzentrum besichtigen. Bisher organisiert der Verein baudenkmal bundesschule bernau e.V. die Öffentlichkeitsarbeit ehrenamtlich. Räumlich und inhaltlich sei das, kurz vor dem 100jährigen Bauhausjubiläum, nicht mehr ausreichend, befand die Stadt. Es fehle ein öffentlicher Anlaufpunkt und ein Ort für Ausstellungen und Veranstaltungen.
Ziel des von der Stadt Bernau ausgelobten Wettbewerbs war deshalb die Entwicklung eines „innovativen, identitätsstiftenden, energieoptimierten und nachhaltigen Besucherzentrums“, das sich dem Denkmalensemble unterordnen, aber sich auch als städtebaulich-architektonisches Bauwerk behaupten soll. Laut Auslobung sind eine Gesamtgeschossfläche von 420 Quadratmetern und Baukosten von rund einer Million Euro geplant. Das Geld für den Bau stammt zu zwei Dritteln aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“, ein Drittel investiert die Stadt.
47 Büros hatten sich für die Aufgabe beworben, 15 wurden ausgewählt. Aus den eingereichten Entwürfen kürte die Jury unter Vorsitz der Zürcher Architektin Barbara Holzer zwei Preisträger und vergab zwei Anerkennungen:
Einfach war die Aufgabe nicht, neben der Bundesschule zu bauen. Wie kann ein Neubau neben dem Weltkulturerbe bestehen? Welche Bezüge zum Bauhaus gibt es und worin bestehen diese? Mit diesen Fragen habe sich das Preisgericht intensiv beschäftigt, erklärte Architekt
Philipp Jamme, einer der elf Preisrichter. Zudem ist das Baugrundstück zwischen Parkplatz, Wald und Bundesschule sehr schmal. Nach elfstündiger Beratung sei die Entscheidung einvernehmlich für den Entwurf der Stuttgarter gefallen.
Steimle Architekten schafften den Mix eines unaufdringlichen Baus, der gleichzeitig wie ein Monument wirke, so das Juryurteil. Zudem sei der längliche, allseitig verglaste Baukörper bewusst schmal gewählt und schaffe so Abstand zum Parkplatz. „Wir fühlen uns geehrt, auf so geschichtsträchtigem Umfeld tätig sein zu können“, sagte Architekt Thomas Steimle. Seine Kollegen und er hätten 25 verschiedene Entwurfsansätze verfolgt, sich dann aber darauf besonnen, „mit dem Besucherzentrum nur eine Plattform für das zu bieten, was schon da ist.“
„Wir sind begeistert von den vielen guten Entwürfen und gehen davon aus, dass wir mit dem Siegerentwurf dem Denkmal gerecht werden“, sagte Bürgermeister André Stahl. Die hängende Glaskonstruktion des Siegerentwurfs sei ein absoluter Hingucker und ein stilprägendes Bauhaus-Element. Die Stadt will die weiteren Planungen nun zügig fortführen, damit die Realisierung noch 2019 beginnen kann.
(kat)Die Wettbewerbsarbeiten sind bis zum 17. März in der Galerie Bernau, Bürgermeisterstraße 4, 16321 Bernau, zu sehen. Geöffnet ist Dienstag bis Freitag 10-18 Uhr und Samstag 10-16 Uhr.
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Märchen Bauhaus | 07.03.2018 12:23 UhrUnd hat einen weiß...weiß...weißen Balken...
Ein Glück versteckt es sich im Wald.