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30.05.2012

Verwunschener Charme

Ständehaus Kassel umgebaut


Noch zehn Tage bis zur documenta! Neben dem Fridericianum, der documenta-Halle, der Neuen Galerie und anderen Orten in Kassel findet die große Schau für zeitgenössische Kunst auch im frisch umgestalteten Ständehaus statt. Bereits Ende 2011 wurden die Umbau- und Sanierungsarbeiten an dem fast 200 Jahre alten Prunkbau fertig gestellt; nun wird das Ständehaus zum internationalen Pressezentrum der documenta und der Ständesaal als zentraler Vortragsraum für Künstlergespräche und Diskussionsplattform genutzt. Für den Entwurf und Planung zeichnet das Atelier 30 Architekten aus Kassel verantwortlich.

Das Ständehaus, 1834-36 von Julius Eugen Ruhl im Stil der italienischen Hochrenaissance erbaut, diente ursprünglich der Städteversammlung als Parlamentsgebäude. Dieses ließen documenta-Gründer Arnold Bode und Paul Bode nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg im Stil der Nachkriegsmoderne wiederaufbauen.

Durch die vielschichtige Überlagerung unterschiedlicher Zeitabschnitte und Architekturen erforderte die Sanierung eine differenzierte Betrachtungsweise mit einer intensiven Bestandsanalyse. Zusammen mit technischen und sicherheitsrelevanten Mängeln, der fehlenden Barrierefreiheit sowie einer unzureichender Infrastruktur für eine zeitgemäße, breitgefächerte Nutzbarkeit des Ständehauses stellte dies für die Architekten keine einfache Ausgangssituation dar.

„Das Gesamtkonzept der Sanierung beruht auf einem sensiblen Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz und stärkt mit Zurückhaltung die vorhandenen Potentiale des Ständehauses“, erläutern die Architekten. „Unser Ziel des Sanierungskonzeptes für das Ständehaus war es, die Vielschichtigkeit und den narrativen Charakter des Hauses zu stärken, in dem die einzelnen Räume und notwendigen Erweiterungen in ihrem Kontext betrachtet und bewertet wurden.“

„Die barrierefreie Erschließung erforderte die Herstellung eines neuen Treppenraumes mit Aufzug und Zugang vom Seiteneingang. Die unterschiedlichen Fußbodenniveaus von Haupteingang zum Ständeplatz über das Hauptfoyer bis hin zum Ständesaal werden nun von der Foyermitte heraus, in Richtung Saal, mittels Rampen barrierefrei erschlossen.“

Die Gestaltung des zweigeschossigen Foyerbereiches vor dem Ständesaal erforderte den Rückbau von Einbauten aus den 50er Jahren; mit der Wiederöffnung des zentralen Lichthofes wurde eine neue Raum- und Belichtungs- und Orientierungssituation hergestellt. Bei der Durchwegung des Ständehauses über den Haupteingang durch das zentrale Foyer bis hin zum Ständesaal entsteht eine spannende Raumfolge mit unterschiedlichen Belichtungssituationen, Blickbeziehungen, sowie vertikalen und horizontalen Raumbezügen.

Für den Umgang mit dem Ständesaal bildete ein restauratorisches Gutachten die  Planungsgrundlage. „Die Gestaltung des Ständesaales lehnt sich an das Konzept von Arnold Bode an, indem Farbfassungen, Materialien, Oberflächen und die Konstruktion des Oberlichtes, unter Berücksichtigung der gewachsenen technischen Anforderungen, annähernd wieder hergestellt wurden. So wird der Ständesaal bei Tag, nach Bodes Vorbild, wieder mit einem weichen, gedämpften Tageslicht durchspült, welches die fliederfarbig gefassten Wandflächen in einen harmonischen Kontext mit den auberginefarbig hinterlegten, hell lasierten Eichenholzlamellen stellt“, berichten die Architekten. Somit bleibt der etwas ‚verwunschene Charme’ des Ständesaales erhalten.“

Fotos: Steffen Spitzner, Gera


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Zu den Baunetz Architekt*innen:

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