Mehr als fünfzehn Jahre nach seiner Eröffnung steht der nicht mehr ganz neue Hauptbahnhof noch immer etwas verloren in Berlin. Nach der Bebauung in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs steht nun die Entwicklung des dreieckigen Areals zwischen Invalidenstraße, Alt-Moabit und Clara-Jaschke Straße an, das vom Viadukt der Stadtbahn durchschnitten wird und in dessen südöstlicher Ecke der ULAP-Platz liegt. Die 2008 eröffnete Anlage von
Rehwaldt Landschaftsarchitekten (Dresden) erinnert an den Universum Landes-Ausstellungs-Park an dieser Stelle. Bis zur Eröffnung des Messegeländes am Funkturm 1926 diente der Bereich als zentrales Ausstellungsareal der Stadt.
Im vergangenen Jahr schrieb die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen einen Planungswettbewerb für das Areal aus, das zukünftig
ULAP-Quartier heißen soll. Der Ideenteil umfasste das gesamte Gelände inklusive der schwierig bespielbaren Bereiche unter den Gleisanlagen. Der Realisierungsteil fokussierte auf den Streifen nordwestlich der Bahntrasse, auf dem heute Bauten der Polizei, ein Discounter und ein Institutsgebäude stehen, die momentan sukzessive leergezogen und rückgebaut werden.
Gefordert waren Vorschläge für ein durchmischtes Quartier, das neben Wohnungen und Einzelhandelsflächen auch eine Schule sowie einen Ersatzneubau für die Polizei bietet. Weiterhin war gewünscht, dass neue Verknüpfungen zwischen dem Planungsgebiet und dem nahen Spreeufer geschaffen werden. Fünf Teams konnten sich für die Teilnahme an dem Verfahren qualifizieren, das unter Leitung von
C4C als „öffentlicher Dialog“ abgehalten wurde. In drei Dialogrunden ausgetragen, wurden die Zwischenstände in Workshops und Präsentationen zur Diskussion gestellt. Hier bekamen Bürger*innen wie Expert*innen Gelegenheit, Rückmeldung zu den Planungsständen zu geben. Ein vielköpfiges Beratungsgremium unter Vorsitz von
Annett-Maud Joppien (Frankfurt am Main) führte die Anregungen zusammen. Runde für Runde wurde entschieden, wer zur Weiterbearbeitung zugelassen wird.
In Berlin längst
keine Selbstverständlichkeit führte die Ausschreibung zu einer eindeutigen Entscheidung, die zugunsten des Teams
ISSS (Berlin) und
bauchplan).( (München/Wien) ausfiel. Zwischen fünf polygonalen Baukörpern lässt der Entwurf einen durchgehenden Stadtraum entstehen. Weiterhin sind Ankerplätze längs der Invalidenstraße vorgesehen. Dem Gutachter*innengremium zufolge bietet das städtebauliche Konzept „sehr gut nachvollziehbare Abfolgen urbaner Räume an, die eine sehr hohe Aufenthaltsqualität erwarten lassen“.
Außerdem in der finalen Runde vertreten waren
urbanophil.koeln, die gemeinsam mit dem gleichfalls in Köln beheimateten Büro
Kepler 32 und den Berliner Landschaftsarchitekt*innen der
gruppe F ein Planungsteam bildeten. Gelobt wurde ihr Entwurf, der vier städtische Blöcke vorsieht, für seine Durchlässigkeit und die Ausbildung von drei Quartiersbändern, die das neue Viertel mit seiner Nachbarschaft verknüpfen. Zudem wurde hervorgehoben, dass einer Nutzung der unterhalb des Viadukts gelegenen Flächen eine besondere Rolle zugekommen wäre – sie sollten für Sport und Spiel zur Verfügung stehen.
(ree)
Zum Thema:
Ausführliche Informationen zum Verfahren findet man auf ulap-quartier.berlin.de.
Auf Karte zeigen:
Google Maps
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auch nicht immer | 05.10.2022 18:19 Uhrerhalten
Also ich bin ja auch oft eher für Erhalten, aber in diesem Fall macht das vielleicht doch Sinn, den recht disparaten Bestand zu ersetzen. Nicht jedes runtergekommene Verwaltungsgebäude oder Schuppen lohnt es zu erhalten. Es würde natürlich Sinn machen, die embodied Carbon Kalkulation mit besonderer Intensität zu betreiben, um den Abriss ökologisch abzufedern.
Ich würde aber sagen, die Ecke kann mal etwas Dichte und urbanes feel vertragen. Der Entwurf ist auch nicht schlecht, verbindet die Stadträume gut, die Durchmischung (Wohnen über Schule) ist interessant, Die polygonalen Blöcke sinf mal eine Abwechslung zur Berliner Quadrat-Paranoia (Einen schönen Dank nach Österreich!)
Ich weiß nur nicht, ob die exzessive Laubengangstruktur (auch noch auf den Hauptfassaden!) wirklich zeitgemäß ist. Es gibt ja Grunde, warum sich das so nie auf breiter Front durchgesetzt hat. Kann man ja mal hie und da machen, in der Masse führt das aber doch nicht immer zu gelungenen Fassaden.
Kein Wunder, dass die Graphiken eine geschlossene Fassade zeigen. Das nennt man Wettbewerbsmogeln. :)
Laubengänge benutzt man ja schnell mal eben, wenn man komplexe Grundrisse vermeiden will (oder nicht unter Kontrolle bringen kann) oder irgendwie die gewollte Kubatur nicht richtig programmieren kann. Ich bin mir nicht sicher wir realitätsnah dieses Konzept hier ist.