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10.12.2015
Kulturgeschosse und Jahrgangsetagen
Stadtteilschule in Hamburg von blauraum
Profilierungsbegehren versus monetäre Zwänge, pädagogische Erkenntnisse versus Schülerideen: bei der Realisierung eines Schulneubaus auf dem Campus der Ganztagsschule Bergedorf im gleichnamigen Hamburger Stadtteil müssen blauraum (Hamburg) in diesem Spannungsfeld von Anforderungen einen Kompromiss verhandeln. Das sieht man dem Ergebnis zwar an – Zwänge produzieren meist unscheinbare Entwurfslösungen – jedoch muss man auch den kreativen Umgang mit den Parametern anerkennen.
Mit ihrem Massivbau setzen die Architekten die programmatischen Anforderungen und pädagogischen Leitideen der Schule ziemlich pragmatisch in eine einfache formale Geste um: der Stapelung zweier quaderförmiger Baukörper. Die pädagogische Leitidee der Schule fordert „Jahrgangsidentifikation“, die Architekten antworten mit „Jahrgangsetagen“. Damit sind die oberen drei Geschosse gemeint, welche formal und programmatisch vom „Kulturgeschoss“ abgesetzt sind. Dieses beherbergt Räume für Musik und die darstellenden Künste sowie ein multifunktionales Foyer.
Die Verschiebung der Obergeschosse im Plan generiert einen überdachten Eingangsbereich, der als geschützter Übergangsraum „flexibel für verschiedene kulturelle Aktivitäten genutzt werden“ kann. Eine ähnliche Funktion haben die sogenannten „Differenzierungszonen“, welche die Architekten zwischen den Klassenzimmern auf den Jahrgangsetagen konzipieren. Diese multifunktionalen Zonen – „Orte der Kunst und Begegnung“ – sollen sich die Schüler aneignen und individuell gestalten.
Farben im Inneren funktionieren als Leitsystem zur Orientierung und dienen gleichzeitig der besagten Jahrgangsidentifikation. Bei der Fassadengestaltung werden sie eingesetzt um dem eher unscheinbaren Bau ein Gesicht zu geben. Die Keramikfliesen im Eingangsbereich zeigen einen Farbverlauf zwischen dem Blau des Himmels und dem Grün der Umgebung. Blauraum nutzen dieses einfache Mittel um innerhalb gegebener Zwänge eine eindrückliche Ästhetik zu entwickeln.
Laut den Architekten wurden Schüler und Lehrende durch Workshops früh in den Planungsprozess einbezogen. Manifestiert sich am Ergebnis ein fehlendes Talent der Schüler aus der künstlerischen Schule oder eher ein knappes Budget für Schulbauten in Hamburg? Vermutlich letzteres. (df)
Fotos: Werner Huthmacher
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