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21.12.2009
Kölner Schauspielhaus
Stadtrat bewilligt Neubau
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kkna | 22.12.2009 01:25 UhrKommentar dazu im Deutschlandradio
Kommentar von Christoph Gehring, Landeskorrespondent NRW Deutschlandradio:
300 Millionen also. Das ist ein Wort. 300 Millionen Euro will die Stadt Köln in den Neubau ihres Schauspielhauses investieren. 300 Millionen Euro, die die Stadt nicht hat und nie haben wird. Das offizielle Köln jubelt trotzdem über diese Investition in die Kultur, gerade in den Zeiten der Krise und der leeren kommunalen Kassen. Seht her, scheint der Stadtrat zu rufen, uns ist nichts zu teuer für die Kultur.
Sicherlich setzt Köln mit dem Beschluss für einen 300-Millionen-Euro-Theaterbau ein Zeichen. Die Frage ist nur: Was für eines?
Zunächst einmal zeigt der Neubaubeschluss, dass es teuer ist, an der falschen Stelle zu sparen: Seit mehr als zwei Jahrzehnten hat die Stadt Köln ihre Bühnen verlottern lassen, indem sie die Instandhaltung der Gebäude auf das Minimum reduziert hat. Die Oper ist deswegen ein absurd teurer Sanierungsfall, das Schauspielhaus soll ganz fallen und dem Neubau weichen. Das wiederum ist ein Zeichen für städtebauliche Geschichtsvergessenheit: Schauspiel und Oper der Stadt Köln bilden zusammen ein architektonisches Ensemble, das geradezu idealtypisch für den Baustil der späten 50er und frühen 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts steht.
Wilhelm Riphahn, der Architekt beider Häuser, gehörte zu den großen Baumeistern der Nachkriegszeit, er hat das Gesicht seiner Heimatstadt Köln nach dem Krieg maßgeblich geprägt. Seine Bauten sind Zeugnisse einer wichtigen Epoche der deutschen Architektur. Schon deswegen ist der Abriss seines - im übrigen denkmalgeschützten - Schauspielhauses aus dem Jahre 1962 bedenklich. Katastrophal aber sind die Pläne für den Neubau, der sich deutlich über die Riphahn-Oper erheben, sie vermutlich erdrücken wird.
Der Teilabriss des Riphahn-Ensembles ist ungefähr dasselbe, als würde das Berliner Abgeordnetenhaus beschließen, die Kongresshalle im Tiergarten, das heutige Haus der Kulturen der Welt, zu sprengen und durch einen gesichtslosen Neubau zu ersetzen.
Zum anderen stellt Karin Baier, die Intendantin des Kölner Schauspielhauses, die nicht unberechtigte Frage, wie viel Geld ihr am Ende wohl für den Spielbetrieb bleiben wird, wenn der 300-Millionen-Euro-Bau dereinst steht. Denn selbst die Wohlmeinendsten ahnen, dass der Kulturbetrieb seinen Prachtbau zumindest in Teilen selbst finanzieren muss - durch Etat- und Personalkürzungen bei den städtischen Bühnen beispielsweise. In diesem Fall würde das neue Kölner Schauspielhaus zur Potemkinschen Fassade, deren Glitzern von der nackten Not dahinter ablenken muss.
Hätte sich die Stadt Köln wirklich zur Kultur, zu den darstellenden Künsten und zu ihrer eigenen Architekturgeschichte bekennen wollen, dann hätten die Ratsdamen und -herren den Neubau ablehnen, das Riphahn-Ensembel sanieren lassen und eine Garantie für den Etat von Schauspielhaus und Oper abgeben müssen. Sie haben es nicht getan. Das ist kein gutes Zeichen.
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köln kann nicht anders | 22.12.2009 01:25 Uhrunlauteres Prestigeobjekt
Köln hat ein Haushaltsloch in der gleichen Grösse dieser geplanten Investition. Und Sparprogramme im Kulturbereich von 20%.
Es sollte auch bei den Ratsherren angekommen sein, dass Pseudeo-Glanz-Bauten auf pump aus der Mode gekommen sind. Viel mehr Anerkennung lässt sich mit klugem Bestandserhalt und wirklichem Haudshalten, sprich verbessern von dem, was man hat, erreichen, statt immer nur phantasielos neu zu kaufen, was man sich eh nicht leisten kann.
Liebe Ratsherren, zu welchem Club wollt Ihr mir dieser Entscheidung gehören? Zu den Großmannssüchtigen, denen Fassade mehr bedeutet, als Inhalt? Die dann (zu Recht) doch nur Opfer der schlaueren Geschäftemacher werden? Oder wäre es nicht besser, sich einen Namen zu machen als umsichtig Handelnde, die sich das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen durch vorgeschobene Argumente von denen, die wirklich profitieren. Das sind sicher nicht die Bürger der Stadt Köln, denen an allen Ecken Einsparungen zugemutet werden! Haben wir etwa einen neuen StaTT-Rat gewählt anstelle eines StaDT-Rates?
Kann mal jemand Peter Zwegat anrufen, wegen [...] Schuldenmachens seitens der Ratsherren????
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Lesenswert | 22.12.2009 00:00 UhrKölner Schauspielhaus
hier eine interessante seite zur nachkriegsmoderne
www.transformationsfelder.de
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abi | 21.12.2009 19:25 Uhrabel
na ich denke es wird eine super box, mann mann köln... mal ehrlich, ??? ist das was ihr neben rip-hahn haben wollt?
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Kritiker | 21.12.2009 16:19 UhrBildchen und ihre Folgen
Liebe Baunetz-Redaktion,
ein Wunsch zu Weihnachten: Hebt die freundliche Visualisierung auf und wenn es dann fertig ist, bitte Foto aus gleicher Perspekive daneben. Dann wollen wir doch mal sehen...
Im Übrigen solltet Ihr genau das mal öfter machen; meistens sind die tollsten Bildchenprojekte hinterher eine Enttäuschung.
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ikb | 22.12.2009 01:25 UhrPflege ist nicht Image-trächtig
Pflege ist in Köln wohl nicht Image-trächtig. Bestandspflege wurde über Jahre konsequent vernachlässigt!
Sorgsame Pflege des Bestandes scheint in jeder Hinsicht unattraktiv zu sein, - müheloser und gleichzeitig Prestige-trächtiger wird hier über Neubau, Neupflanzung, Neuanlage gesprochen.
Der Bestand an vitalem und immobilem Gut scheint den (Un-)Verantwortlichen wertlos zu sein.
Administrativer Vandalismus ist überall festzustellen und wiederholt sich.
Nix gelernt aus alten Löchern, schnell sind neue gegraben. Bis der Abgrund tief genug ist und die ganze Stadt endlich in der Bedeutungslosigkeit versinkt.