Im dicht bebauten 5. Wiener Gemeindebezirk Margareten fand sich jahrzehntelang eine ungewöhnliche Baulücke, berichten feld72 Architekten (Wien), die diese nun füllten. Gewissermaßen zeichnet sich in ihr das dortige Stadtbild ab. So lebendig und kontrastreich wie der Stadtteil selbst, scheint auch der Bestand mit seinen kleinen Gewerbebetrieben und Künstlerateliers gewesen zu sein, das die Architekt*innen erhalten und umfassend ergänzt haben. Während sich im Bezirk historische und jüngere Strukturen eng aneinanderschmiegen – von den repräsentativen Höfen des 19. Jahrhunderts über die ersten großen Wiener Gemeindebauten bis hin zur typisch kleinteiligen Blockrandbebauung – trägt auch die Lücke an der Straußengasse 14 mit ihrem straßenseitigen Fachwerkhaus und dem zurückversetzten Werkstattgebäude den Charme alter Zeiten.
Mit Gemeindebauten hat das neu aufgefüllte Volumen mit Platz für 13 Wohnungen, zwei Büroetagen und zwei Verkaufseinheiten aber wahrscheinlich recht wenig zu tun. Entstanden sind die rund 2.350 Quadratmeter Bruttogrundfläche im Auftrag des Investors und Entwicklers Megus.Str14 Immobilien. Eine andere Art von Wiener Original dürfte das Architekturkollektiv feld72 mit seinem beachtlichen Portfolio dennoch geschaffen haben. Sie bezogen das niedrige Fachwerkhaus in die Sockelzone der Neubaustruktur ein, indem sie es transparent und filigran umhüllten sowie durch Rücksprünge in der Fassade prägnant hervortreten ließen.
Das sechs Meter hohe, sanierte Fachwerkhaus „lädt zur kreativen Nutzung ein“, so feld72. Das mittige Foyer direkt daneben, Begegnungs- und Verteilerzone zugleich, erschließt auch die Ateliers im hofseitigen, bestehenden Werkstattgebäude – ebenso die neu errichteten Büro- und Wohngeschosse, sieben an der Zahl. Drei Wohnungen pro Vollgeschoss sind durchgesteckt und haben zur Straße hin je einen Wintergarten als Pufferzone. Im Dachgeschoss sind weitere vier Wohnungen untergebracht, darunter die größte Einheit mit über 150 Quadratmetern und zwei Terrassen.
Die Tragstruktur bilden Stahlbetonwände- und stützen in Querscheibenbauweise sowie Stahlbetondecken. Der Dachabschluss ist ebenfalls in Massivbau als sogenannte Sargdeckelkonstruktion errichtet und geht weiters in zwei eingeschnittenen Terrassen und einem Flachdach über. Das Energie- und Technikkonzept beinhaltet eine Luft-Wasser-Wärmepumpe in Kombination mit einer PV-Anlage, Bauteilaktivierung in den Bürogeschossen und im 2. Dachgeschoss sowie die klima-, licht- und schallpuffernde Raumschicht an der Straßenfassade. Nicht zuletzt sollte jene Schauseite die „Typologie des produktiven Stadthauses“ widerspiegeln. Metallbekleidungen, Stahlprofile und sichtbare Schraubbefestigungen auf rautenförmigen Plättchen spielen hier auf den industriellen Charakter an – ob eher auf die Historie oder die Zukunft bezogen, bleibt offen. (sab)
Fotos: Hertha Hurnaus
Zum Thema:
Das Projekt entstand in enger Abstimmung mit dem Magistrat für Architektur und Stadtgestaltung (MA 19) der Stadt Wien. Dieses verlieh den Architekt*innen dafür auch einen von 27 Preisen „gebaut 2023“, die noch bis Juni 2025 in der Dienststelle an der Niederhofstraße Nähe Meidlinger Markt ausgestellt sind.
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50667 | 17.10.2024 18:04 UhrSehr schönes Projekt...
....wären da nicht diese beiden lieblosen Türanlagen im Eingangsbereich....liebe Kolleginnen ...macht die nochmal raus ...das könnt Ihr besser !