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05.05.2022
Gründungsviertel neu interpretiert
Stadthaus in Lübeck von Henrik Becker Architekt
Bereits 1987 wurde die Lübecker Altstadt als „Sinnbild der Macht und Bedeutung der Hanse“, so die Begründung der UNESCO-Kommission, in die Welterbeliste aufgenommen. Damit wurde auch erstmals in Nordeuropa einer gesamten Altstadt die Ehre zuteil. Im westlichen Bereich der Altstadtinsel lag als eines der ältesten Kaufmannsquartiere das stark kriegszerstörte Gründungsviertel. Dieses bildet den historischen Kern der Stadt zwischen Marienkirche und Uferbereich der Stadttrave.
Zwei große Schulbauten, die in den 1950er-Jahren auf zerbombtem Areal entstanden waren, wichen 2009 archäologischen Grabungen. So wurde es anschließend möglich, das rund 10.000 Quadratmeter große Gründungsviertel im Sinne einer kritischen Rekonstruktion der jahrhundertealten Stadtstruktur neu zu gestalten und in Dichte und gemischter Nutzung am historischen Vorbild zu orientieren. Teil des Rahmenplans war auch ein international ausgeschriebener Ideenwettbewerb zur Fassadengestaltung 2015, der die Auseinandersetzung mit dem traditionellen Lübecker Kaufmannshaus zur Vorgabe machte. In zwei Baublöcke gegliedert entstanden ab 2017 auf 38 unterschiedlich großen Grundstücksparzellen und unter Aufnahme der historischen Baufluchten zwischen Alfstraße, Fischstraße und Braunstraße geschlossene Bebauungen giebelständiger Stadthäuser mit unterschiedlichen First- und Traufhöhen sowie durchgestalteten Fassaden.
In unmittelbarer Nachbarschaft einer solchen Rekonstruktion in der Fischstraße 16 wurde 2021 für einen privaten Bauherrn das von Henrik Becker Architekt (Hamburg) geplante Stadthaus Fisch 18 fertiggestellt. Der Entwurf knüpft an die historische Grundrissstruktur an und behält die für die Kaufmannshäuser typische, doppelgeschossige Erdgeschossdiele ebenso bei wie die Verengung der Grundrisse im spitz zulaufenden Dachraum. Auf diese Weise konnten fünf Wohnungen im Haus unterbracht werden. Über die gesamte Gebäudetiefe von 14 Metern erstrecken sich zwischen den beiden Giebelfassaden demnach hohe Räume, Galerien und teilweise über die gesamte Länge verlaufende Wohnräume. (uav)
Fotos: Hannes Heitmüller
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