Das Bureau de Change Architects (London), gegründet von Katerina Dionysopoulou und Billy Mavropoulos, hat sich durch Wohnerweiterungen in der dicht bebauten britischen Hauptstadt einen Namen gemacht, so mit dem Folds im Stadtteil Crouch End, dem Slab-House oder einem Gartenanbau. Ihr jüngstes Projekt ist The Interlock in der Riding House Street im Londoner Bohemeviertel Fitzrovia. Es handelt sich um einen Neubau, der den historischen Kontext des Quartiers souverän aufnimmt und zugleich einen dezidiert zeitgenössischen Beitrag zur Stadtarchitektur leistet. Der zur Straße hin fünfstöckige Bau mit Mischnutzung treppt sich nach hinten ab und schließt rückseitig bündig an ein zweistöckiges Nachbargebäude an.
Die Fassade ist ein Hingucker. Grundelement bildet der Ziegel, der jedoch nicht im üblichen Standardmaß, sondern in nicht weniger als 44 unterschiedlich verformten Varianten Verwendung fand – ein Prozess, für den die Architekt*innen jeden Stein in 3D vormodellierten. So entsteht der Eindruck von rotierenden Zahnrädern, die spürbar Bewegung in die Fassade bringen. Das Anthrazit des traditionsreichen „Staffordshire Blue Brick“ und die eleganten, bodentiefen Fenster mit französischen Balkonen und schlichten, bronzenen Rahmen wirken beruhigend und schaffen so eine stimmige Gesamtkomposition.
Viktorianisches Bürgerhaus, abstrahierter Art Nouveau à la Charles Mackintosh und dynamischer Expressionismus – die Fassade zeugt von einer geistreichen Aktualisierung historischer Gestaltungstraditionen, ohne dabei ins Historisierende oder Nostalgische zu verfallen. Bureau de Change Architects nennen ihr Ergebnis einen „Bau mit unbestimmtem Erbe“.
Die Verschränkung von historischen und zeitgenössischen Formen setzt sich auch im Innenraum fort. Eindrückliches Beispiel ist der Ladenraum im Erdgeschoss. Die Verstrebungen der Fenster wachsen in die schräge Decke hinein und wecken Erinnerungen an spätgotische Gewölbekonstruktionen des Perpendicular Style und die Architekturblüten eines Victor Horta. Eine platzsparende Wendeltreppe erschließt die Ebenen, Oberlichter und ein kleiner Hof belichten die hinteren Räume. (stu)
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a_C | 17.04.2019 15:13 UhrNice!
Sehr schönes Gebäude. Wäre schön gewesen, noch die anderen Geschosse im Grundriss und / oder gar das ein oder andere Detail zur Fassade zu sehen zu bekommen.
Nichtsdestotrotz ein schönes Gebäude! Merci.