Die Klarheit des holländischen Lichts wird in der Malerei schon seit Jahrhunderten gerühmt, auch wenn Joseph Beuys der Meinung war, dass es seit den Fünzigerjahren deutlich an Stahlkraft verloren habe. pasel künzel architects (Rotterdam/Berlin/München) machen die Probe aufs Exempel. Bei ihrem Stadthaus in Leiden nutzen sie das Tageslicht, um mittels mehrerer Öffnungen im Dach den tiefen Grundriss zu beleben.
Die resultierende Atmosphäre beschreiben sie als „spezifische Neutralität“. Trotz der nur sehr schmalen straßenseitigen Fassade ist der Wechsel der Tages- und Jahreszeiten überall im Haus spürbar. Der Trick: Im Schnitt zeigt sich das Raumgefüge durchlässig, das Studio im Obergeschoss kommuniziert unmittelbar mit dem offenen Wohnbereich im Erdgeschoss. Der Wirkung des Lichts ist dabei so ungreifbar wie allgegenwärtig, was dem Stadthaus Tiefe und Komplexität verleiht.
Die dunkle Holzfassade des Obergeschosses steht im offensichtlichen Gegensatz zum Innenraum, dessen Grenzen dank der hellen Oberflächen leicht verschwimmen. Im Stadtraum hat das Haus also seinen festen Platz, während die Architektur im Alltag der Nutzer eher zurücktritt. Und leuchtet das Licht noch? In Leiden hat es zumindest den Anschein, auch wenn das natürlich an der raffinierten Gestaltung von Ralf Pasel und Frederik Künzel liegen mag. (sb)
Fotos: Marcel van der Burg