Als Cinque Ports, also Fünf Häfen, bezeichnete man den historischen Bund von sieben einst einflussreichen Städten an der englischen Kanalküste, zu dem auch die heutige Kleinstadt Rye in der Grafschaft East Sussex gehörte. Das Meer hat sich inzwischen über drei Kilometer von der malerischen Altstadt entfernt, aber die maritime Vergangenheit ist auch knapp 800 Jahre nach Gründung des Bundes noch immer spürbar. Zu diesem Erbe gehören außerdem größere Gewerbebrachen mitten im Zentrum, von denen das Büro Jonathan Dunn Associates (London, Rye) kürzlich eine bebauen konnte.

Entstanden ist ein kleines Stadtensemble aus mehreren Wohnhäusern und zwei Ladenlokalen an der Straße, das sich mit seiner rötlich-braunen Holzfassade gut zwischen die benachbarten Backsteinbauten einfügt. Zum ästhetischen Vorbild nahmen sich JDA jedoch keine hübschen Altstadthäuser, sondern die alten Lagerhallen des einstigen Hafens, die heute noch am Ufer des Flüsschens Rother zu finden sind. Das zackige Dach des Neubaus wird dadurch auch zu einem Monument für die wirtschaftliche Geschichte von Rye, das heute vor allem von seinem romantisch-mittelalterlichen Image lebt.

Neben dem viergeschossigen Gebäude an der Straße stehen im Hof zwei kleinere eigenständige Häuschen für jeweils nur eine Partei. Die Leerstelle zwischen den Einheiten zeigt übrigens den Verlauf der einstigen Stadtmauer, deren Überreste zum Teil noch zu sehen sind – auch das ein weiteres Beispiel dafür, wie JDA mit der Vergangenheit arbeiten, ohne zugleich auf einen zeitgenössischen Ausdruck zu verzichten. Dies gilt insbesondere auch für die modernen Innenräume, in denen das alte Rye dank der präzise gesetzten Fenster aber immer präsent ist. (sb)

Fotos: Oliver Perrott

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