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13.03.2023

Fußball vor den Dolomiten

Stadionumbau in Bozen von gmp


Infolge des Ersten Weltkriegs fielen Bozen und das südliche Tirol nach über fünf Jahrhunderten habsburgischer Zugehörigkeit 1919 an das Königreich Italien. Nach der Machtergreifung durch die Faschisten 1922 wurde die Stadt im Zuge einer massiven Italienisierungskampagne baulich verändert, industrialisiert und für die zuwandernde Bevölkerung räumlich erweitert. Den Bebauungsplan für Bozen schuf 1929 der von Mussolini geschätzte Architekt Marcello Piacentini. Neue Stadtviertel im Stil des Razionalismo sowie Symbolbauten in den monumental-klassizistischen Formen offizieller faschistischer Staatsbaukunst entstanden in den 1930er Jahren jenseits der Altstadt am anderen Ufer von Talfer und Eisack. Dazu gehört das Drusus-Stadion mit seinen neoklassizistischen Portalfassaden, programmatisch benannt nach dem römischen Feldherrn der frühen Kriege gegen die Germanen.

Seit den 1970er Jahren ist das Stadion Spielstätte des in der Landeshauptstadt beheimateten FC Südtirol. Um den Klassenaufstieg in die 2. Italienische Liga, die Serie B zu ermöglichen, musste das Stadion an die Anforderungen des Profifußballs angepasst werden. Dabei galt es, den historischen Bestand so weit wie möglich zu erhalten. Im Rahmen des Qualifizierungswettbewerbs im Jahr 2016 entwickelten gmp ·  Architekten von Gerkan, Marg und Partner (Berlin) die Kernidee für diese Neukonzeption. In der Folge beauftragte die Gemeinde Bozen gmp in enger Arbeitsgemeinschaft mit Dejaco + Partner (Brixen) und dem Ingenieurteam Bergmeister (Vahrn) mit der Sanierung sowie dem Um- und Ausbau des Stadions. Das Land Südtirol und die Stadt Bozen investierten rund 15 Millionen Euro in das Projekt, das ab 2018 umgesetzt und rechtzeitig zum Aufstieg der Mannschaft in die Serie B zur Saison 2022/23 fertiggestellt wurde.

Zunächst musste die Anzahl der Sitzplätze von 3.100 auf 5.520 erweitert und daher die beiden einander gegenüber liegenden Bestands-Tribünen verlängert und bis an das Spielfeld herangeführt werden. Um den Platz auch im Winter bespielen zu können, wurde das Spielfeld durch einen beheizbaren Naturrasenplatz ersetzt. Die Tribüne „Zanvettor“ hinter dem denkmalgeschützten Portal des Stadions wurde als Neubau mit VIP-Bereich errichtet, darunter sind die neuen Mannschaftskabinen und eine Presselounge untergebracht. Die monumentale Portalanlage – ausgestattet mit Fanshop und Gastronomie sowie mit den Büros der Stadionleitung im Obergeschoss – ist nun in einen Unterbau aus Sichtbeton und eine Tribünenüberdachung mit Stahlfachwerkträgern integriert.

Die schmalere und niedrigere Tribüne „Canazza“ mit ihrer charakteristischen Überdachung aus gewölbten Betonschalen wurde lediglich saniert und durch eine einfachere Dachkonstruktion rechts und links erweitert. Bei der Planung wurde ein zukünftiger Ausbau des Drusus-Stadions für bis zu 10.000 Zuschauer*innen durch Ergänzung um eine Nord- und eine Südtribüne bereits berücksichtigt. Ein passend zu den existierenden Tribünen entwickeltes modulares Bausystem ermöglicht – sollte der FC Südtirol in die Serie A aufsteigen – eine unkomplizierte zweite Bauphase. (uav)

Fotos: Marcus Bredt


Zum Thema:

Der Fotodokumentation „Ruinen des Razionalismo“ widmete sich die Baunetzwoche#105. In der Baunetzwoche#344 geht es um die 1925-1970 entstandenen Bauten der Mailänder Architekten Asnago/Vender. Der Baunetz-Buchtipp „Eugenio Miozzi. Modern Venice between Innovation and Tradition 1931–1969“ setzt sich zudem mit dem Werk des Architekten im Venedig der Mussolini-Ära auseinander.


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Zu den Baunetz Architekt*innen:

gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner


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