Alles läuft nach Plan in Frankreich. Erst 2016 findet dort die Fußballeuropameisterschaft statt, nun wurde in Nizza schon der erste Neubau fertig gestellt. Baubeginn war 2011, nur etwas über zwei Jahre haben die Arbeiten also gedauert. Entworfen vom Pariser Architekten Jean-Michel Wilmotte, ist der Bau dem Namen nach die kleine Schwester der Münchner Arena. Klein, weil die Kapazität des Stadions namens Allianz Riviera mit 35.000 Sitzplätzen deutlich geringer ausfällt.
Bis auf eine ähnliche städtebauliche Situation gleichen sich die beiden aber nicht besonders. Wo das Bauwerk von Herzog & de Meuron durch seine geschlossene Oberfläche einen eher monolithischen Charakter hat, zeigt sich das Stadion in Nizza etwas offenherziger. Eine transparente äußere Hülle aus eckigen ETFE-Paneelen lässt die Silhouette betont ruppig erscheinen, erlaubt aber zugleich tiefe Einblicke auf die eigentliche Besonderheit des Gebäudes. Sein feingliedriges Raumtragwerk kombiniert nämlich je nach Druck- oder Zugkraft Leimholz und Stahl zur größten Konstruktion, die je nach diesem Prinzip gebaut wurde. Der Vorteil ist ein zweifacher, lässt sich so doch eine extrem effiziente Tragstruktur mit besonders kleinem ökologischen Fußabdruck realisieren.
Das Stadion entspricht höchsten energetischen Ansprüchen und produziert sogar mehr Strom, als es verbraucht. Auch die Belüftung und Kühlung erfolgt natürlich, in dem die äußere Hülle für eine bessere Zirkulation an mehreren Stellen etwas angehoben wird. Räumlich folgt die Arena dagegen der heute üblichen Stadion-Typologie von Multifunktionsarenen. Über einem Sockel mit 30.000 Quadratmetern für Shopping, Entertainment und ein kleines Sportmuseum erhebt sich steil ein kesselartiger Innenraum, der bei Großveranstaltungen eine intensive Stimmung garantiert.
Damit entspricht das Innere dann auch wieder dem Äußeren, wie es sich mit etwas Abstand den Beobachtern auf den umliegenden Bergen präsentiert. Wo nämlich das Münchner Stadion etwas steif und aufgeblasen in der Gegend herum steht, wiegt sich die Arena an der Côte d’Azur ganz unverkennbar in Form einer sanften Wellenbewegung.
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Bücherwurm | 10.10.2013 08:14 UhrVogelnest ick hör dir trapsen ...
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