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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Stadion_in_Ingolstadt_eroeffnet_1140897.html

26.07.2010

Autohausarena

Stadion in Ingolstadt eröffnet


Die WM ist noch nicht so lange her, und wir erinnern uns auch wegen der deutschen Halbfinalteilnahme und dem dritten Platz gerne an die Fußballfeste im Sommer zurück. Auch wegen der neuen Stadien in Südafrika (siehe BAUNETZWOCHE#173 vom 12. Mai), die von innen wie von außen und nicht nur wegen des Dachfeuerwerks gute Bilder geliefert haben –  auch nach dem deutschen Ausscheiden konnten wir dank gmp und Schlaich & Bergermann immer sagen: „Die Stadien, die sind aber von uns!“

Nun hat uns der (Fußball-)Alltag wieder, der erste Spieltag der deutschen Profiligen steht bald auf dem Programm, und so mancher Zweitligist hat die Spielpause für den Bau eines neuen Stadions genutzt. So auch der FC 04 Ingolstadt, dessen Neubau am Samstag feierlich eröffnet wurde.

Der dortige Donau-Kurier nennt das neue Stadion – benannt nach einer bekannten Automarke – ein „Schmuckstück“, der Vorstandsvorsitzende des FC, Peter Jackwerth, sagte: „Ich habe von außen die futuristische Architektur bewundert“, Pierre Littbarski findet es ein „wundervolles Stadion“ und Horst Seehofer rang sich immerhin ein „sehr komfortabel“ ab. Entworfen wurde das Stadion vom Büro arteplan aus Dortmund, die unter anderem auch das neue Stadion für Spartak Moskau und das Stadion des MSV Duisburg entworfen haben, die Tragwerkskonstruktion wurde von Assmann Beraten+Planen geplant. 15.000 Zuschauer finden dort nun Platz, dazu 18 Logen für den VIP-Fan in Ingolstadt. Die Baukosten werden mit 25 Millionen Euro beziffert, errichtet wurde es in einer Bauzeit von nur 14 Monaten. Innen, so hört man, sei die Stimmung bei dem kleinen Eröffnungsturnier am Samstag bereits sehr gut gewesen.

Die Dortmunder Architekten verweisen insbesonder auf den Kostenfaktor: „Die kosteneffiziente architektonische Planung – heute oft und gerne als Widerspruch empfunden – ermöglichte ein schnelles Bauen. Frühe und intensive Abstimmungen mit dem Bauherren und der Hellmich Baugesellschaft ließen machten ein ‚Stadion zum Festpreis‘ möglich werden.“ Die 20 Meter auskragenden Dachträger sind vorgefertige Stahlbauteile desselben Typs, die Betonfertigteile der Tribünen sind auf ein Raster von acht Metern ausgelegt, das auch Rücksicht auf die Zugaänge und die Ecksituationen des Stadions nimmt. Das Dach liegt auf 62 Stützpunkten, es ist flächendeckend mit Photovoltaik ausgerüstet und trotzdem besonders leicht. Nach Westen öffnet sich die Haupttribüne über eine verglaste Pfosten-Riegel-Fassade zum davor liegenden, großen Platz.

Was Peter Jackwerth als „futuristisch“ bezeichnet, beschreibt der Donau-Kurier zum Eröffnungstag als „faszinierende Architektur“ (Donau-Kurier) und die eigene Webseite des Neubaus schreibt: „Die Außenansicht fasziniert mit ihrer mondänen Architektur, die den typischen Charakter eines Fußballstadions nicht vermissen lässt.“ Aber das gilt wohl nur für diejenigen Fußballfans, deren Empfinden für mondäne Architektur sich auf die Autohäuser in deutschen Gewerbegebieten beschränkt. Alle anderen sehen hier durchaus eine (weitere) vertane Chance, ein Fußballstadion als echtes Schmuckstück zu gestalten – stattdessen sitzt dort nun ein sehr funktionaler und kosteneffizienter Zweckbau, bei dem man künftig froh sein wird, wenn einen das Geschehen auf dem Rasen von der Architektur ablenkt. Denn sonst bleibt nur ein Trost: der Alkohol. (fh)


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