Mit zwei Aufführungen und einer „Langen Nacht der Musen” wurde am 22. September 2006 das Darmstädter Staatstheater wieder eröffnet. Architekten des Umbaus sind Lederer Ragnarsdottir Oei (LRO; Stuttgart), die den entsprechenden Wettbewerb gewonnen hatten.
Der Anfang der siebziger Jahre geplante Theaterbau von Rolf Prange - „Drive-in-Theater“ nennt ihn die Stuttgarter Zeitung – war sowohl baufällig als auch in seiner autogerechten Architektursprache ohne Haupteingang nicht mehr zeitgemäß. Die elementaren Neuerungen des Umbaus sind die Einführung eines provisorischen Theaters in der „verratzten Unterwelt“ (LRO) der Tiefgarage und das neue Hauptportal mit einem doppelgeschossigen Foyer, Freitreppe, geschwungener Fassade und weit auskragendem Balkon.
An allen Stellen zeigt sich, dass die Architekten viel Phantasie entwickelten, um mit dem kleinen Budget von rund sieben Millionen Euro große Architektur zu machen (90 Prozent des 69-Millionen-Budgets verschlangen Brandschutz und Bühnentechnik): So wurden die fehlenden Marmorplatten in der Außenfassade mit Messingpaneelen verkleidet („Goldzähne“ nennen sie die Architekten), die Decke des oberen Foyers ist einfach schwarz gestrichen und mit farbigen Deckensegeln behängt.
Das provisorische Theater wurde mit Leichtbausteinen gemauert und mit Glasbausteinen verkleidet. Ein umlaufender Beleuchtersteg ermöglicht den Spielbetrieb an allen Stellen des Raumes. Das Foyer wurde dunkelbraun lackiert, eine große Sitznische (Spitzname „Schweinebucht“) und ein verschließbarer Kassenraum wurden rosa herausgestrichen. Unter Einbeziehung der bestehenden Treppenaufgänge wurde auf der alten Zwischenebene eine Bar eingebaut. Dieser Bereich ist zum doppelt hohen Foyer geöffnet und knallrot lackiert. Zur Ausleuchtung wurden drei Kronleuchter aus Roheisen gebastelt, unzweideutiger Teil der provisorischen Maßnahme.
Zum Thema:
Das Projekt wird im deutschen Beitrag zur Biennale 2006 „Convertible City“ gezeigt. www.convertiblecity.de