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14.06.2010
Unglücklich
Spreedreieck in Berlin bezogen
Für dieses Grundstück entwarf einst Ludwig Mies van der Rohe sein berühmtes „Hochhaus am Bahnhof Friedrichstraße“ im Rahmen eines Wettbewerbs von 1921. Es blieb eine ungebaute Ikone der Papier-Architektur. Nach der Wiedervereinigung gab es Bestrebungen, den Mies-Entwurf posthum zu bauen, dieses Vorhaben wurde sogar Anfang der Neunziger in einem hochkarätigen Symposium in Mies' Neuer Nationalgalerie besprochen. Ergebnis: Alle waren dagegen. Zu durchsichtig war das kommerzielle Interesse, das hinter der vermeintlichen Kulturtat stand.
Kein Mies-Hochhau also, aber ein „Spreedreieck“ ist hier nun entstanden. Unter Erhaltung des „Tränenpalastes“, also des DDR-Grenzabfertigungspavillons am Bahnhof Friedrichstraße von 1962, ist auf diesem Grundstück ein Bürogebäude gebaut worden, das inzwischen längst teilweise bezogen ist. Wir haben jedoch bisher nicht über die Fertigstellung berichtet, weil es keinen offiziellen Termin zur Eröffnung gibt: Den Beteiligten ist nicht zum Feiern zumute, an diesem Haus klebt das Pech. Die Webcam von der Baustelle auf der Homepage des Projektentwicklers ist im Juni 2009 stehen geblieben.
Zuerst gab es Ärger um das Grundbuch; das Land Berlin hatte das Grundstück nicht lastenfrei verkauft. Daraufhin wurde dem Investor genehmigt, höher zu bauen, als hier eigentlich zulässig ist, was wiederum Schadensersatzforderungen der Nachbarschaft hervorgerufen hat. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss hat dazu getagt.
Dann ist der beauftragte Architekt Mark Braun während der Bauphase an einer Krebserkrankung verstorben (siehe BauNetz-Meldung vom 11. Juni 2008). Er sah sich den Auseinandersetzungen mit dem Bauherrn um seinen Entwurf zuletzt nicht mehr gewachsen.
Das fertige Gebäude nun zog eine erstaunlich einmütige Ablehnung nach sich, obwohl es mit seiner Metall-Glas-Fassade eben nicht der typischen „Berlinischen“ Steinfassade Genüge tat. Der Kritiker der FAZ, Dieter Bartetzko, schrieb schon 2009 unter der Überschrift „Die späte Rache der DDR“ sein Fazit: „eine dominante, solitäre und ignorante Gemeinheit“.
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