Es kommt selten vor, dass die Visualisierungen eines Bauvorhabens den Fotos des tatsächlichen Bauwerks gleichen. Beim kürzlich fertiggestellten Olympischen Sportzentrum in Suzhou von gmp • Architekten von Gerkan, Marg und Partner ist das jedoch der Fall. Der Baubeginn war 2015, und es dürfte auch der Erfahrung des Büros mit zahllosen Projekten in China – unter anderem eine Bibliothek in Suzhou – geschuldet sein, dass die Architektur so präzise umgesetzt werden konnte. Nun ist das riesige Sportzentrum mit seinem Stadion für 45.000 Zuschauer, der Schwimmhalle für 3.000 und der Wettkampfhalle für 13.000 Besucher sowie einem Einkaufszentrum eingeweiht worden.
Die Zehn-Millionen-Stadt in der Provinz Jiangsu ist wegen ihrer Kanäle und historischen Gärten bekannt. Diese Tradition möchten gmp auch in der modernen Sportanlage fortführen: Rund um die Bauten legte das Partnerbüro WES LandschaftsArchitektur (Berlin) auf dem 60 Hektar großen Areal einen öffentlich zugänglichen Landschaftspark an. In diesen „Bürgerpark”, wie gmp die Anlage auch bezeichnen, integrierten die Architekten mehrere Sportfelder für Fußball, Tennis und andere Ballsportarten, die auch privat anmietbar sind. Die drei Sportbauten gestalteten die Architekten einheitlich reduziert. Ihre Fassaden sind durchgehend mit horizontalen Alluminiumlamellen verkleidet. Alle drei Bauten liegen auf 12 Meter hohen Podien, deren heller Naturstein sich terrassenartig in das Parkgrundstück hineinschiebt.
Die Bauten entwickelten die Architekten auch in konstruktiver Hinsicht einheitlich. In Zusammenarbeit mit den Ingenieuren von sbp schlaich bergermann partner sollen gmp zum ersten Mal überhaupt in China für die Dächer großer Sportbauten einlagige Kabelnetzkonstruktionen verwendet haben. Für diese Überdachungen wählten die Architekten die Form von geschwungenen Paraboloidschalen, die auf V-förmigen Stützen ruhen. Das Stadion mit einer Spannweite von 250 Metern ist mit einer PTFE-Membran verkleidet. Die Schwimm- und Wettkampfhalle hingegen sind hingegen mit Blechen aus einer widerstandsfähigen Aluminium-Magnesium-Mangan-Legierung bezogen. (sj)
Fotos: HG Esch, Christian Gahl, Zien Jianghe
Zum Thema:
gmp in China – die Baunetzwoche#451 (pdf-Download) stellt die vielen Projekte des Hamburger Büros im Land vor.
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STPH | 12.03.2019 07:43 UhrChina soll wieder zu sich selbst finden
Was macht chinesische Architektur aus.
Chinesische Garten-Architektur ist viel älter und dadurch später, reifer (dekadenter?) als unsere. Alles ist im Garten. Das Haus weicht der Natur aus, vereinigt sich so mit ihr.
Wie kann sie heute fortleben.
In der geschwungenen Bürokombination in Bild 8 ist das für mich zum ersten mal gelungen: In der "Geste" des "Zurückweichens" in unbestimmter, (leicht gebogener) Form.
Wir können hierbei noch viel lernen. Die Moderne im Ausgleich, Umarmung mit der Natur. Keine harte Geometrie. kein System.
Asien hat uns noch viel zu geben... und vor allem sich selbst.