Eis wünscht man sich im Freibad vor allem am Stil oder vielleicht noch im Cola-Glas, aber nicht unbedingt als spiegelglatte Fläche für den Wintersport. Doch genau diese Kombination soll in Zürich Wiedikon zum Erfolgsrezept werden. Am kommenden Samstag wird dort das umfangreich instandgesetzte und baulich erweiterte Sportzentrum Heuried wiedereröffnet. Zentrales Element des Projekts ist die neue Eisporthalle von EM2N (Zürich), die dem modernisierten Freibad zugleich als funktionaler wie ästhetischer Bezugspunkt dient.
Die Sportanlage ist Teil eines Quartierzentrums, das 1964 von Hans Litz und Fritz Schwarz in einer alten Lehmgrube errichtet wurde. Die Architektur aus grauem Sichtbeton stand zeitweise unter Denkmalschutz, wurde jedoch um die Jahrtausendwende nicht zuletzt aufgrund des großen Sanierungsbedarfs aus dem Inventar entlassen. Per Wettbewerb entschied man über die Neugestaltung, und zusammen mit Balliana Schubert Landschaftsarchitekten (Zürich) konnten sich EM2N das Projekt sichern.
Statt des früheren „Garderobendickichts“, wie es im Faltblatt der Stadt Zürich heißt, haben die Projektverantwortlichen nun alle wichtigen dienenden Funktionen auch des Freibads in Volumen der neuen Eissporthalle untergebracht. Diese ergänzt das bestehende Eislaufaußenfeld nun um eine praktisch ganzjährig nutzbare Eisfläche. Der flache Neubau aus Beton verfügt über eine Dachkonstruktion aus imposanten Holzbindern, die dem Inneren zumindest atmosphärisch eine warme Anmutung gibt. Die Architektur betont dabei die Nahtstelle zwischen Eishalle und Freibad mit einem weit auskragenden Dach, das eine repräsentative Eingangssituation entstehen lässt.
Die doppelte Funktionalität des Neubaus zwischen Schwimmen und Eislaufen wird außerdem durch eine geschwungene Freitreppe aus Beton markiert, die als Referenz an Max Frischs Freibad Letzigraben gelesen werden soll. Die führt hinauf auf eine breite Terrasse mit Restauration, von der aus sich die dank der Umgestaltung deutlich offenere Badelandschaft bestens überblicken lässt. Die neuen Garderoben befinden sich wiederum unter der Terrasse im Erdgeschoss. Von dort aus wird auch der zentrale Treppenraum der Eishalle erschlossen, dessen Oberlicht mit mundgeblasenem Glas des Künstlerduos wiedemann/mettler verziert ist.
Die Synergieeffekte der ungewöhnlichen Konstellation beziehen sich nicht nur auf räumliche Aspekte, sondern auch auf die energetische Konzeption der Gesamtanlage. Mit der durch die Kühlung der Eishalle bereitgestellten Abwärme lässt sich sowohl das Freibad als auch das bestehende Gemeindezentrum beheizen. Und die Solarpaneele auf dem Dach reduzieren den Gesamtbedarf der energiehungrigen Sporteinrichtung um immerhin rund 20 Prozent. (sb)
Fotos: Bernd Druffel, Theodor Stalder
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