Ein 64 Meter langer, sechseckiger Baukörper mit nach innen gewölbtem Dach – der neue Sportkomplex Salle Quai de la Moselle am Bassin Carnot, einem früheren Teil des Hafens von Calais, präsentiert sich mit dynamischen Schwung. Die vom in Lille ansässigen Bureau faceB – bestehend aus Camille Mourier und Germain Pluvinage – in Zusammenarbeit mit Magali Dujardin und Eugénie Floret in der nordfranzösischen Stadt am Ärmelkanal entworfene Halle dient dem heimischen Basketballteam als Spielort und wird außerdem von umliegenden Schulen für den Sportunterricht genutzt.
Der Bau steht im Kontext einer Revitalisierung der Uferzone des einst industriell geprägten Bassin Carnot. Neben dem Gebäude wurde daher auch ein neuer öffentlicher Raum in Form von zwei Vorplätzen, einem Parkplatz und einer Promenade am Wasser geschaffen. Bauherr des Projekts war die Stadtverwaltung Calais, die Nettokosten lagen bei knapp über sieben Millionen Euro.
Das nahe dem historischen Stadtzentrum zwischen einer Straße, Bahnschienen und Kaiufer liegende Baugrundstück fällt zum Bassin hin mit einem Höhenunterschied von 2,50 Metern ab. Die Architekten nahmen dies zum Anlass, die Halle mit zwei Höhenniveaus auszustatten, sodass eine räumliche Trennung von Sportler- und Zuschauerbereich möglich wird: Das obere, an eine Brücke und die Straße angrenzende Niveau ist dem Publikumsempfang vorbehalten, während in der auf Uferhöhe befindlichen unteren Ebene das Spielfeld liegt. Im Außenbereich verbindet eine breite Freitreppe die beiden Höhenniveaus.
Das Basketballfeld wird von zwei Tribünenensembles flankiert, die Platz für bis zu 1.000 Zuschauer bieten. Auch deren Anordnung orientiert sich an der abfallenden Topografie der Halle. In Stahlbetonbauweise ausgeführt und um 45 Grad geneigt, bilden sie den strukturellen Rahmen für das fast schwerelos erscheinende Hängedach, das sich in Form eines hyperbolischen Paraboloids wie ein Tuch zwischen ihnen entfaltet. Es wurde über Abspannungen in der Fassade rückverankert und weist Spannweiten von 32 bis 68 Metern auf. Die Tragwerksplanung übernahm das Büro Bollinger + Grohmann (Stammsitz Frankfurt am Main).
Der 3.684 Quadratmeter große Baukörper sollte trotz seiner Dimensionen keine Barriere zwischen Stadt und Docks bilden, sondern vielmehr einen möglichst durchlässigen Übergang schaffen. Die ausgearbeitete Tragstruktur ermöglichte eine vollflächige Verglasung der breiten Fassadenseiten. Dies gestattet umfangreiche Einblicke auf das Geschehen im Inneren, während umgekehrt auch die Skyline der Stadt im Hintergrund des Spiels immer präsent ist. Bei Dunkelheit wiederum wird das Gebäude zum goldgelben Lichtobjekt. (da)
Fotos: Maxime Delvaux, Delphine Lermite
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Lutz Borchers | 28.11.2018 14:54 UhrPhyrrussieg
Die Dachwiderlager als Tribünentragwerk zu nutzen, macht Sinn. Das Ergebnis ist jedoch ein von Gängen und Zwickeln paralysiertes Publikum, vielleicht auch wegen der unergiebigen Sechseckform.