Der Stadtteil Lasnamäe liegt im Nordosten Tallinns und besteht größtenteils aus Plattenbauten, die einst als sowjetische Mustersiedlung bis zu 200.000 Menschen beherbergen sollten, dafür aber ungewöhnlich niedrig sind. Damit ist der städtische Kontext nicht gerade großmaßstäblich, aber trotzdem auch nicht sehr urban, weshalb eine neue Sportarena dort für etwas Leben sorgen soll. Entworfen wurde sie von Kadarik Tüür Arhitektid, die ihr Büro ebenfalls in der estnischen Hauptstadt haben.
Ein Leichtes wäre es in dieser Umgebung gewesen, die städtebaulichen Anforderungen einfach zugunsten einer anonymen Kiste zu ignorieren. Die Architekten gehen allerdings einen anderen Weg, indem sie die Arena zur Hälfte im Boden versenken, um das umfangreiche Programm besser in die Nachbarschaft zu integrieren. Neben der eigentlichen Arena entstanden so auch zwei kleinere Übungshallen und weitere Trainingseinrichtungen.
Auch die Fassade des Gebäudes greift die Umgebung auf, indem es die Plattenbauweise der Sowjetzeit in eine zeitgenössische Form übersetzt. Statt einer endlosen Wiederholung immer gleiche Elemente verfügt jede der Betonplatten über individuelle Fensteröffnungen, so dass ein kleinteiliges Äußeres entsteht.
Hinsichtlich der räumlichen Organisation des Komplexes ist die doppelte Erschließung sowohl im Erd- wie um Untergeschoss interessant, durch die im Alltag eine Nutzung der Einrichtung unabhängig vom großen öffentlichen Foyer möglich ist. Dieses sitzt länglich in der Mitte des Gebäudes, das ansonsten über ziemlich kompakte Grundrisse verfügt.
Analog zum minimalen Äußeren überwiegt auch im Inneren eine zurückhaltende Gestaltung, wobei neben Beton vor allem noch Holz Verwendung findet. Die unregelmäßigen Fenster sorgen in den beiden kleineren Sporthallen mit ihrer eher wohnungsbauartigen Anmutung im Inneren für einen interessanten Effekt. Fast wirkt es nämlich, als habe man für die neue Nutzung einfach ein altes Gebäude ausgehöhlt und sich darunter in den Boden gegraben. (sb)
Fotos: Kaido Haagen
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