Der Anteil der Stadtbewohner*innen an der Gesamtbevölkerung Chinas nimmt seit vielen Jahren zu. Als Folge werden Räume für Sport- und Freizeitaktivitäten zunehmend knapp, denn sie weichen großen Wohnbauprojekten. Mit dem im Jahr 2022 fertiggestellten Indoor Sports Field für die Shaoxing Universität sucht das Architectural Design & Research Institute of Zhejiang University (UAD) durch die Überlappung von Funktionen Lösungen für den Sportflächenmangel in Großstädten. Schon im nördlichen Stadtgebiet der chinesischen Metropole Shaoxing plante das in Hangzhou ansässige Institut eine große Baseball-Arena.
Neben urbanen Plätzen und kulturellen Einrichtungen sind Sportanlagen wichtige Orte für das städtische Leben. Auch das im Westen von Shaoxing gelegenen neue Sportzentrum der Shaoxing Universität soll als öffentlicher Bereich für Stadtbewohner*innen und Studierende dienen. Zwischen den alten Straßen der Stadt und einem von Bäumen umgebenen Fluss liegt der Neubau unweit vom Hauptgebäude im des nordwestlichen Teil des Universitätscampus.
Für eine flächeneffiziente Ausnutzung des Grundstücks wurde das dreigeschossige, rund 23.000 Quadratmeter große Bauwerk von den Architekten*innen als Deckel mit doppeltem Boden konzipiert. Zudem soll die großformatige Überdachung vor Regenstürmen oder hohen Temperaturen schützen. Die beiden Böden bilden ein Hochparterre und ein Tiefparterre. Die tieferliegende Ebene kann allseitig erschlossen werden und beherbergt zu den Seiten offene, frei zugängliche ebenso wie räumlich abgeschlossene Sportflächen. An den beiden Stirnseiten des Gebäudes laden hier Basketball- und Volleyballfelder zu einem spontanen Spiel ein. In der umschlossenen Halle im Zentrum des Untergeschosses werden auf einem Tennisplatz und mehreren Badmintonanlagen die Bälle hin und her gespielt. Für Kapriolen auf Rollschuhen kann der außenliegende Skatepark aufgesucht werden.
Das Hochparterre belegt nur einen kleinen Teil der Grundfläche, sodass den Aktivitäten im Tiefparterre die notwendige Raumhöhe zukommt. Auf der Längsseite schafft die zweite Ebene Platz für diverse Neben- und Sanitärräume. Ein zweigeschossiger Streifen zwischen den Sportflächen bietet Raum für Kraftsport und Kursangebote. Alle Räumlichkeiten sind über außen liegende Treppen erreichbar. Zusätzliche Rampenanlagen an den offenen Seiten des Gebäudes sorgen für Barrierefreiheit. Für größere Sportveranstaltungen setzte das UAD dem Doppelgeschoss einen mit Beeten umfriedeten Deckel auf. Zum hier befindlichen Fußballplatz und zur Laufstrecke führen zwei überdimensionierte Treppentürme.
Die Konstruktion der Anlage ist dabei so eindrücklich wie ihre Nutzung. Die fast sakral anmutende Betonkonstruktion aus gebogenen Trägern bildet ein Gewölbegerippe. Punktstützen, zwischen denen sich eine Art Kassettendecke spannt, fangen den Deckel des Gebäudes ab. So kreieren die Architekt*innen einen weitläufigen Raumeindruck, der das Bauwerk schon von Weitem als Kathedrale für Sport und Spiel inszeniert.
Text: Kjell Reiter
Fotos: Zhao Qiang
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Im selben Jahr wurde eine von Dietrich | Untertrifaller Architekten für die TU München geplante Hochschulsportanlage mit ähnlich komplexer Nutzungsanordnung fertiggestellt.
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peter | 30.04.2024 09:08 Uhrrichtig
geil!