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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Spiegel-Hochhaus_in_Hamburg_von_Henning_Larsen_eroeffnet_2360249.html

31.10.2011

Großklotz aus Glas

Spiegel-Hochhaus in Hamburg von Henning Larsen eröffnet


Kein Wort sei an dieser Stelle über die (Nicht-)Fortschritte an der Elbphilharmonie verloren. Es gibt ja gute Neuigkeiten vom anderen Ende der Hafen-City: An der Ericusspitze 1 wird am kommenden Montag, 7. November 2011, das Büro-Hochhaus, in dem die „Spiegel“-Gruppe ihren neuen Hauptsitz bezieht, eröffnet. Entworfen wurde das markant kantige Gebäude von Henning Larsen Architekten (Kopenhagen), die mit ihrem Bild eines „Riesen-Monitors“ 2007 einen internationalen Wettbewerb für sich entscheiden konnten (siehe BauNetz-Meldung zu den drei ersten Preisen im Wettbewerb).

Fast genau vor drei Jahren war der Grundstein für das große Gebäude gelegt worden (siehe BauNetz-Meldung vom 26. November 2008). Auf 13 Stockwerken verteilen sich die 30.000 Quadratmeter Bürofläche für die mehr als 1.100 Mitarbeiter. Die Architekten hatten die Jury des Wettbewerb vor allem mit ihrer Lösung überzeugt, die große Baumasse auf zwei statt auf ein Volumen zu verteilen. Der Neubau besteht also aus einem wuchtigen, zweigeschossigen Sockel, der – wie bei allen Gebäuden in der Hafen-City – sturmflutsicher ausgeführt werden musste. Dieser Sockel wurde als Reminiszenz an die historische Speicherstadt mit rotem Backstein bekleidet. Darüber ragen zwei eckige, weitgehend verglaste Bürotürme auf, die insbesondere nachts der Spitze des Kais einen neuen, weithin sichtbaren Akzent verleihen.

Innen setzt sich die neutrale Erscheinung der Glasfassaden zunächst fort: graue Teppiche, weiße Wände. Fast alle Büros sind direkt an der Glasfassade positioniert, und auch die inneren Erschließungsgänge werden noch über verglaste Wände und Oberlichter mit Tageslicht versorgt. Trotzdem gibt es im Neubau gewissen farbliche Akzente, die in dem weißen Inneren umso mehr auffallen. Die können zwar nicht mit der legendären Einrichtung des alten Spiegel-Gebäudes mithalten, in dem Verner Panton einst krachige Farben und Formen der 1960er-Jahre installierte, die dann aber Stück für Stück auf Wunsch der Mitarbeiter wieder entfernt werden mussten, bis nur noch die legendäre Kantine übrig geblieben war. Diese ist mittlerweile ins Museum umgezogen (siehe Designlines-Artikel vom 6. Oktober).

Nein, im Neubau sind die Farben dezenter, und nur dort, wo sie keine dauerhafte Arbeitsumgebung gestalten, durfte es mal poppiger werden: In den vier Treppenhäusern etwa (gelb, rot, orange und orangegelb), aber auch bei der Gestaltung der neuen Kantine. Die ist zwar nicht mehr so farbig, aber die Stuttgarter Designer Ippolito Fleitz lassen mit ihren silbrig-weißen Aluminium-Elementen an Decke und Wänden eine gewisse futuristische Grundstimmung mitschwingen.

Wem das nicht mehr Farbe genug ist, dem sei ein Besuch im „Fenster zur Stadt“ empfohlen. In der 5. Etage an der Nordseite des Gebäudes wurde auf 100 Quadratmeter die neue Snack-Bar eingerichtet, hier werden „ausgewählte Elemente“ der Panton-Kantine wiederverwendet: bunte Wandleuchten, violette Stoffprismen und Pendellampen an den Cafe-Tischen erzeugen, zusammen mit der Reflexion in der Glasfassade, einen Hauch des alten Raums im neuen.

Die Architekten äußerten im Zusammenhang mit diesem Bau, dass das „Schaffen von Treffpunkten, von Orten, an denen Menschen einander begegnen“, ein Leitmotiv in ihrer Architektur sei. Sinnbildlich dafür stehen nicht nur die Terrasse, die auf dem Sockel entstanden ist, sondern auch die Brücken und Treppen, die das gebäudehohe Atrium durchziehen. Gleichzeitig sollen diese belebten Sky Bridges die Transparenz und den Nachrichtenfluss „in Zeiten multimedialer Kommunikation und Vernetzung“ symbolisieren. Dass die Glasfassaden auch für großzügig belichtete Innenräume bei „besonders geringem Energiebedarf“ sorgen, ist in der Presse-Mitteilung dann schon fast eine Randnotiz.

Die einst geplante, riesige Medienfassade, die auf dem 35 mal 50 Meter großen „Fenster“ in der Fassade tatsächlich bewegte Bilder ermöglicht hätte, wurde übrigens nicht realisiert.


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Zu den Baunetz Architekt*innen:

Ippolito Fleitz Group


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