In Russland ist Fußballweltmeisterschaft und ein Stadion ist seitdem in aller Munde: das frisch sanierte Luzhniki-Stadion. Mit 81.000 Sitzplätzen der größte aller zwölf WM-Austragungsorte. Russland eröffnete hier nicht nur das Turnier gegen Saudi-Arabien – mit 5:0 überraschend deutlich –, auch das Finale wird im Luzhniki ausgetragen. Grund genug, sich das von Sergei Tchoban und seinem Moskauer Büro Speech umgebaute Stadion am Ufer der Moskwa näher anzuschauen.
Was viele nicht wissen: Der Bau, der 1956 als W. I. Lenin-Zentralstadion eröffnet worden war, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Entworfen von Architekt Alexander Vlasov war das Stadion bereits 1930 im Moskauer Masterplan erdacht worden, in einer Achse mit Kreml, Christ-Erlöser-Kirche und Lomonossow-Universität. Zu den Olympischen Spielen 1980 wurde das Zentral- zum Olympiastadion mit damals 100.000 Plätzen. Bis zur vorläufigen Schließung 2014 diente es zudem als Heimspielstätte von Rekordmeister Spartak Moskau. Trauriger Höhepunkt der Geschichte: Der 20. Oktober 1982, als beim UEFA-Pokalspiel Spartak Moskau gegen HFC Haarlem mehr als 300 Menschen starben. Eine der schlimmsten Stadionkatastrophen, die die Welt je gesehen hat, die in der Sowjetunion aber lange Zeit totgeschwiegen wurde.
Zur WM-Eröffnung aber glänzte das 221.000 Quadratmeter große und zum reinen Fußballstadion umgebaute Luzhniki mit Wladimir Putin um die Wette. Dafür waren die historischen Elemente wie Dach, Kolonnaden und Mauern saniert, gleichzeitig die strengen Vorgaben des Weltverbands FIFA, insbesondere was Kapazität und Sicherheit betrifft, umgesetzt worden. So ergänzten die Architekten unter anderen 100 der in modernen Arenen üblichen VIP-Lounges für 1950 Menschen, die Bestuhlung der Tribünen wurde erneuert und eine Aussichtsplattform in 23 Metern Höhe eingefügt.
Innerhalb der Anlage hat das Büro Speech gemeinsam mit Moskaus Chefarchitekt Sergey Kuznetsov und dem Ingenieurbüro Mosinzhproekt (Moskau) zudem ein Business- und ein Fitnesscenter, ein Spa und eine Sporthalle realisiert. Als äußerer Abschluss des monumentalen Stadions wurde ein an antike Bauten erinnernder Fries angebracht. Das in diesem Fall aus gelochtem Metall bestehende Band zeigt Szenen unterschiedlicher Sportarten aus der Vergangenheit des Luzhniki. Gekostet haben soll der Umbau, der von der staatlichen Firma KP BSA Luzhniki beauftragt worden war, umgerechnet 445 Millionen Euro. (kat)
Fotos: Dmitry Chistoprudov, Ilya Ivanov
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peter | 18.06.2018 15:47 Uhrluzhniki
keine weltklassearchitektur, aber eine ganz nette sanierung, vielleicht bis auf die schwarzen, teilweise herunterhängenden kabel oder schläuche an der decke auf bild 30.
interessant, inwieweit der moskauer stadtbaumeister und (ex?-) büropartner von tchoban/speech, sergej kuznetsov, am bau genau beteiligt war.