Die BauNetzwoche#598 zeigte jüngst herausragende Beispiele des sozialen Wohnungsbaus in Barcelona. Den darin vorgestellten Projekte ist ein Umdenken bezüglich der räumlichen Gestaltung und ökologischen Ansprüche im Sozialwohnungsbau gemeinsam, das mit dem Klischee von Platte und Einheitsgrundriss gründlich aufräumt. Auch Frankreich ist diesbezüglich für progressivere Ansätze bekannt.
Im Straßburger Stadtteil Neuhof, wo Großwohnungsbauten auf Einfamilienhaussiedlungen treffen, wurde 2020 ein Ensemble von Kuhn und Lehmann Architekten (Freiburg) fertiggestellt, welches das wenig heterogene Umfeld auflockert. Die Wohnungsbaugesellschaft SOMCO (Société Mulhousienne des Cités Ouvrières) gab dort acht Gebäude in Auftrag, die auf zwei Parzellen realisiert werden sollten. Die Bauherr*innen legten Wert auf mehrere kleine Einheiten, gut identifizierbare Eingänge, integrierte Parkplätze sowie großzügige Innenräume und private Außenbereiche.
Das von Kuhn und Lehmann entworfene Gebäude D ist eines von vier bereits fertiggestellten Häusern und bietet Platz für elf Wohnungen. Zusammen mit drei anderen Büros – Richter architectes et associés (Straßburg), Hugues Klein Architects und DeA architectes (beide Mülhausen) – planten die Architekt*innen ein „Mikroquartier“, das die Bestandsstruktur durch um 90 Grad gedrehte Baukörper und zwei parallele Wege auflockern soll.
Markant an Gebäude D sind die verspringenden Decken über dem Erdgeschoss, wodurch sich unterschiedliche Raumhöhen ergeben. Entsprechend gliedern sich die Einheiten zum einen in offen gestaltete Zonen für Wohnen, Essen und Kochen mit hohen Decken, zum anderen in private, niedrigere Bereiche für Schlafräume und Bäder. Im obersten Geschoss verfügen die Wohnungen zudem über ein Oberlicht. Erkennbar wird das Raster der „Tag- und Nachträume“ bereits von außen durch die schachbrettartige Fassade, die sich aus großzügigen Verglasungen und geschlossenen Elementen zusammensetzt. Durch Faltläden variiert das Fassadenbild noch zusätzlich.
Die Wohnungen werden durch einen Wintergarten vergrößert, der als energetischer Pufferraum dient. Im ersten Obergeschoss verteilen sich die Räume durch ein flexibel nutzbares Mezzanin auf zwei Ebenen. Zur Schallreduzierung wurden in den Treppenhäusern Kautschukböden und Akustikdecken verbaut. Die Fassade besteht aus einer Metallverkleidung mit Glaswolldämmung, was laut Architekt*innen eine Kosten einspare. Ziel sei es außerdem gewesen, ein energiesparendes Gebäude zu konzipieren, bei dem man die Materialien der Fassade durch eine trennende Luftschicht später rückbauen und recyceln könne, heißt es in der Projektbeschreibung. (sas)
Fotos: Luc Boegly, Achim Birnbaum
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Klaus Schäfer | 25.05.2022 10:25 UhrBeziehung zum Kontext
Gartenzaun-Städtebau!