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07.03.2017

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Gemeinschaft hinterm Gaze-Vorhang

Sozialer Wohnungsbau in Wien von Froetscher Lichtenwagner


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„Wohnen in Gemeinschaft“ lautete das Motto, unter dem die Wiener Wohnungsbaugesellschaft Eisenhof 2013 einen Neubau-Wettbewerb ausschrieb. Froetscher Lichtenwagner Architekten (Wien) konnten ihn für sich entscheiden und den sozialen Wohnkomplex im Oktober 2016 fertigstellen. Das Programm umfasst ein Eltern-Kind-Zentrum, 53 Wohnungen und ein WG-Haus mit zwei sozialpädagogischen Wohngemeinschaften für Kinder zwischen zwei und achtzehn Jahren. Der nutzungsoffene „Möglichkeitsraum“ bildet das räumliche Herzstück der Anlage. Er zieht sich wie ein Riegel quer durch den Komplex, teils vom Gebäude überdacht, teils die Grünfläche durchschneidend.

Die etwas ungewöhnliche, städtebauliche Situation eines Vorgartens an der Ecke des Häuserblocks nutzten die Architekten für eine geschützte Eingangszone zum Eltern-Kind-Zentrum im Erdgeschoss und einen Spielplatz-„Parcours“. Dieser Raum für „den Bewegungsdrang der Kinder und Jugendlichen“ liegt an der Straßenecke und soll das „Konfliktpotential mit den übrigen Bewohnern minimieren“.

Nicht als zweites Wohnzimmer, sondern als Atelier oder Werkstatt konzipiert, verbindet der durch den Gebäuderiegel geschobene „Möglichkeitsraum“ den Außenraum an der Straße mit dem Garten im Hinterhof. Nur von außen zugänglich befindet sich dieser multifunktionale Begegnungsort an der Schnittstelle zweier Gebäudeteile: In den oberen Geschossen des Längsriegels liegen geförderte Wohnungen, während die Wohngemeinschaften, in denen die Kinder in familienähnlichen Verhältnissen aufwachsen sollen, einen eigenen Gebäudetrakt quer zur Straße erhielten.

Unklar ist, warum der Bestandsbau aus den Fünfzigerjahren mit ähnlicher Gebäudekubatur als „unsanierbar“ abgerissen werden musste. Trotzdem fühlten sich die Architekten offenbar von seinen Details wie den Treppenbrüstungen und Handläufen inspiriert, die starke Bezüge zum Design der Fünfziger aufweisen. Für das wohl auffälligste Gestaltungsmerkmal – ein großes Metallgitter vor den Laubengängen – ziehen sie wiederum eine Analogie zum transparenten Stoff des Gaze-Vorhangs. Jenseits des optischen Effektes bleibt die Funktion des Gitters mit seiner kreisrunden Öffnung allerdings unklar – zumal es eher die Aussicht behindert, als Sonnenschutz zu bieten. Handelt es sich um eine Modeerscheinung, die auch anderswo in Wien sozialen Wohnungsbau kennzeichnet? (dd)

Fotos: Stephan Huger, Horst Dockal


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