Das Ausstellungsgelände Výstaviště Praha im an der Moldau gelegenen Stadtteil Holešovice entstand anlässlich der Prager Jubiläumsausstellung von 1891. Im Wesentlichen nahm sich die damalige Leistungsschau der tschechischen Wirtschaftstreibenden der Donaumonarchie die Wiener Weltausstellung von 1873 zum Vorbild. Auf dem 36 Hektar großen Ausstellungsgelände sind bis heute eine Reihe von interessanter Bauwerken in unterschiedlichen architektonischen Stilen - von Barock bis Funktionalismus - erhalten geblieben.
Als bedeutendstes bauliches Relikt dürfte allerdings der Industriepalast, Průmyslový Palác gelten: Das denkmalgeschützte neobarocke Gebäude mit Anklängen von frühem Jugendstil beeindruckt mit einer 238m langen Stahlbogenkonstruktion und einem 51 m hohen Turm in der Mitte. Es wurde nach den Plänen der Architekten Bedřich Münzberger und František Prášil errichtet. Mit Baukosten von 500.000 Goldmünzen war es damals das teuerste Gebäude auf dem Gelände.
Zu den weiteren Attraktionen des Geländes gehört neben dem Postpavillon von Antonin Wiehl und dem Lapidarium des Nationalmuseums auch die elektrisch beleuchteten Wasserspiele, Křižíkova fontána vom gleichnamigen Architekten. Der Brunnen wurde in den 1990er Jahren saniert und ist noch heute in Betrieb. Bis ins Jahr 2015 war das direkt an den Stromovka Park anschließende Gelände an die Messegesellschaft Inceba vermietet. Seit kurzem ist das Areal, auf dem sich auch Kultur-, Ausstellungs- und Sportstätten befinden von der Prager Stadtverwaltung für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.
Im Rahmen dieser Öffnung hat das in Prag ansässige Büro mit dem schönen Namen Papundekl Architekti eine neue Fußgängerpassage entworfen, die das Ausstellungsgelände an das Wegenetz des benachbarten Stromovka Park anknüpft und das Gelände mit einem erfrischend leichten Sommerpavillon unweit des Industriepalastes ergänzt. Die flache, modulare Metallkonstruktion verfügt ringsherum über zu öffnende Schiebeelemente und kann flexibel für diverse Aktivitäten fexibel genutzt werden. Im Inneren ist eine kleine Küche mit Bar fest eingebaut, an der selbstverständlich tschechisches Craftbeer ausgeschenkt wird.
Des Weiteren gibt es Räume für die Bediensteten und öffentliche Toiletten für die Parkbesucher. Die opaken, bräunlich eingefärbten Fiberglaselemente lassen im geschlossenen Zustand abends die Innenbeleuchtung durchscheinen und unterstreichen so die Leichtigkeit des Gebäudes, das auf einer etwas erhöhten Betonplattform – eine Art oberirdisches Fundament – sitzt, um die Wurzeln des alten Baumbestands nicht zu beschädigen. Eröffnet wurde der Pavillon Anfang März dieses Jahres, leider musste er aufgrund der Pandemie erstmal geschlossen bleiben. Erst seit kurzem hat sich dies geändert, nachdem Tschechien bis auf weiteres alle Corona-bezogenen Einschränkungen aufgehoben hat. (tl)
Fotos: Alexandra Timpau
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