Das Schönste am Plan eines ringförmigen Hauses ist der Schnitt: Zwei kleine Quadrate sind links und rechts am Bildrand zu sehen, während die Ansicht des restlichen Volumens fast das gesamte Bild einnimmt. Keine Frage, als Architektur wohnt dieser geometrischen Grundform etwas Verschwenderisches inne, auch wenn das Kreisinnere als Außenraum nur mit Luft und Licht gefüllt ist.
Das Solo House von Kersten Geers und David Van Severen geht also zweifelsohne neue Wege, auch wenn es Parallelen zu Projekten wie dem geometrisch entfernt verwandten, inzwischen abgerissenen U House von Toyo Ito oder dem Apple Campus von Foster + Partners hat. So konsequent minimalistisch wie Office KGDVS (Brüssel) ging aber wahrscheinlich bisher kein anderes Büro diese Grundform an.
Dass dies überhaupt möglich war, ist der Bauaufgabe geschuldet. Insgesamt zwölf Solo Houses will der Immobilienentwickler Christian Bourdais in der spanischen Region Matarraña bauen. Die ausgewählten Architekten sollen keine Alltagsgarchitekturen entwerfen, sondern exzentrische Ferienhäuser. Ziemlich genau im Zentrum des imaginären Dreiecks zwischen Barcelona, Valencia und Saragossa ist nun das Kreisobjekt von KGDVS als zweites Solo House fertig geworden.
Durch die Form von vier eingeschobenen Körpern ist ihm ein Quadrat eingeschrieben. Jeder Körper hat 60 Quadratmeter Grundfläche und ist einer Funktion gewidmet: Vom Gästebereich geht es im Uhrzeigersinn zum Schlafzimmer und weiter zum Wohnraum mit Küche. Das abschließende Pool House, im Kreis auf 9 Uhr, verfügt nur über eine Glaswand und öffnet sich zur Umgebung. Der Kreis definiert hier also ein Stück Landschaft als Wohnraum, ohne diese zu verdrängen. Laut Geers und Van Severen sollte eine Architektur entstehen, die so wenig Haus wie möglich ist.
Damit gelingt ihnen eine Setzung, die in ihrer Durchlässigkeit im radikalen Gegensatz zum ersten Solo House von Pezo Von Ellrichshausen Architects steht. Diese hatten eine Art schwebenden Schutzraum entworfen, der einen distanzierten Blick auf die Umgebung erlaubt. Bei KGDVS kann es hingegen schon mal passieren, dass die Natur selbst zu Besuch kommt – in Form eines wilden Tieres beispielsweise, das durch das Gebäude hindurch spaziert. (sb)
Fotos: Bas Princen
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