Noch diesen Monat wird der Neubau für die Kunsthochschule Bergen eröffnet, der erstmals die Kunst- und Designfakultäten der Universität Bergen zusammenführt und für den sich in einem internationalen Wettbewerb 2005 Snøhetta (Oslo) gegen unter anderem Zaha Hadid durchsetzen konnten. Damals noch unter dem Titel „1,1 Promille“ – in Deutschland der Alkoholpegel, mit dem im Blut Autofahren zur Straftat wird, in Norwegen werden schon weitaus geringere Konzentrationen im Straßenverkehr empfindlich geahndet – zeigte ihr Siegerentwurf eine markant ausladende, sich von der leichten Anhöhe zungenartig bis zur Uferpromenade des Store Lungegårdsvann hinabsenkende Dachlandschaft. Nun präsentiert sich der fertige 14.800-Quadratmeterbau wesentlich kompakter: Als drei-, respektive viergeschossiger Schaukasten mit schrägem Dach, einer hoch aufragenden Gebäudekante und kleinteiliger, goldglänzender Fassade.
Insbesondere die rauhen klimatischen Bedingungen mögen zur geänderten Form geführt haben: Die Akademie ist von sieben Bergen umgeben und liegt damit in einem Regenkessel. Sie ist als Antriebsmotor des gesamten, sie umgebenden Neubaugebiets konzipiert und soll dementsprechend sowohl das kulturelle Leben Bergens marketingtechnisch repräsentieren, als auch Angebote an die zukünftige Nachbarschaft machen. Dem Schutz und der Gestaltung der Außenflächen als Verbindungselement von öffentlich und institutionsintern wurde daher große Aufmerksamkeit zuteil. Welche Art von Begegnung dort stattfinden soll, geht aus der Mitteilung zur Eröffnung nicht hervor.
Das Foyer geht in die sich in die volle Raumhöhe ausdehnende Projekthalle über, der ebenfalls neben der internen Nutzung für Workshops auch öffentliche Funktionen zukommen soll. Sie verfügt über direkten Zugang zum fakultätseigenen Café, zur Bibliothek und zum Auditorium. Die Projekträume, Ateliers und Werkstätten für Holz-, Keramik-, Metall-, Grafik-, Papierarbeiten, 3D-Modellierung, das Fotolabor und die Gießerei legen sich in den trapezförmigem Grundrissen um diesen Luftraum herum. Sie sind in drei Trakten mit jeweils eigenem Treppenhaus organisiert.
Die Universität Bergen verfolgt die Entwicklung des Geländes derzeit mit der Planung eines weiteren, angrenzenden Fakultätsgebäudes: Die Grieg-Akademie soll die Musikhochschule aufnehmen und alle drei musischen Fakultäten an einem Standort verschmelzen. Gegenüber Snøhettas Design- und Kunstschule sind während ihrer Bauzeit schon neue Wohnungen entstanden, ein direkter Bahnanschluss zum Stadtzentrum der Hafenstadt ist in Planung. Dann kann der alte Hochschulstandort in Bahnhofsnähe aufgegeben werden – und die neue Nachbarschaft kommen. (kms)
Fotos: Hufton + Crow
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