Unter medialer Begleitung segelte der norwegische Forschungsreisende Thor Heyerdahl 1947 mit einem einfachen Floß aus Balsaholz von Lima aus über den Pazifik ins Tuamoto Archipel. Damit wollte er beweisen, dass die Besiedlung Polynesiens von Südamerika aus mit den technischen Möglichkeiten vor der Eroberung durch Kolumbus möglich war. Das Floß mit dem Namen Kon-Tiki war bereits 1949 in Norwegen zum musealen Kulturgut erklärt worden. Seither ist es zentrales Ausstellungsstück des Kon-Tiki-Museums, das die beiden norwegischen Architekten Fridtjov Stout Platou und Otto Torgersen 1957 fertiggestellt haben. In den 1970ern von Torgerson erweitert, beherbergt das Museum heute das Archiv des Biologen und Ethnologen Heyerdahl sowie Artefakte aus seinem Forscherleben, in dem nach der Kon-Tiki-Expedition bis zu seinem Tod 2002 noch viele weitere Reisen folgten.
Da das Museum sehr beliebt ist – siebzig Prozent der Besucher*innen sollen Touristen sein – könnte es demnächst erweitert werden. Das Osloer Büro Snøhetta hat dazu nun eine Machbarkeitsstudie vorgelegt. Und formuliert mit dem Projekt ambitionierte Nachhaltigkeitsziele, die es in der Tradition Heyerdahls sieht. Realisiert werden könnte der Erweiterungsbau bis 2025.
Die Pläne sind kühn: Snøhetta wollen den Museumsbau von Platou und Torgersen mit seiner ikonischen Dreiecksform kurzerhand in zwei Teile teilen. „Sanft“, wie sie schreiben, solle sich dann ein mächtiger hölzerner Keil quer durch den Bestand ziehen. Seine freie Front wäre mit einer großen Glasfläche versehen. Den Museumsbau aufbrechend, soll dieser neue Baukörper eine Verbindung zwischen dem städtischen Vorplatz und dem Garten des Museums herstellen. Innen würde der Keil auch die Ausstellungsräumlichkeiten unterteilen und dabei die zwei wichtigsten Exponate räumlich trennen: Das Kon-Tiki-Floß läge dann auf der einen Seite und das Schilfboot Ra II, das Heyerdahl nach altägyptischem Vorbild aus Papyrus anfertigen ließ und das ihn 1970 von Marokko bis in die Karibik brachte, auf der anderen Seite des Ausstellungsparcours.
Als neues Zentrum des Museums würde das Mehrzweck-Auditorium dienen, das Snøhetta an der verglasten Spitze des Erweiterungsbau planen. In Anlehnung an das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens will Snøhetta die gesamten CO2-Emissionen des umgebauten Museums reduzieren. Dafür wollen sie unter anderem energieeffiziente Materialien einsetzen und vorhandenes Material wiederverwenden. (sj)
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STPH | 31.03.2021 13:07 Uhr...
Von den spitzen achsialen A-häusern des Frammuseums daneben kann ich garnicht genug kriegen. Also abdecken und auch so. Darunter kanns hoizontal durchgehen, auch im UG. Reduktive Kerben und Unterbodenästhetik ist im platzreichen, felsigen Norwegen überflüssig. Der Städter braucht nicht noch weitere Deformationen. Es geht hier um eine weit sichtbare Gesamtanlage. Die A-häuser sind fast schon der genius loci.