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28.06.2021
Auf Rollen zur Kunst
Skatepark in Boissy-le-Châtel von MBL und David Apheceix
1990 gründeten drei Freunde mitten in der Toskana die Galleria Continua. Ihre Motivation: zeitgenössische Kunst abseits von traditionellen Orten zeigen – und zwar nicht in den Zentren der Großstädte, sondern auf dem Lande. Inzwischen ist die Galleria Continua eine der bedeutendsten Galerien für Gegenwartskunst. Nach ihrer Gründung in der italienischen Kleinstadt San Gimignano folgten Galerien in Peking, Havanna und im Pariser Vorort Boissy-le-Châtel. Für letztere arbeitet das Pariser Büro MBL architectes seit über zehn Jahren an der Umwandlung einer ehemaligen Industrieanlage zum Ausstellungsort. Kürzlich konnte ein Teilprojekt der Galerie „Les Moulins“ fertiggestellt werden. Für den „Skatepark Continua“ arbeitete MBL mit dem Büro David Apheceix (Paris) zusammen. Weiterhin beteiligt waren die Büros constructo (Marseille) sowie In-Out Concept (Grenoble), die auf den Bau von Skateparks spezialisiert sind. Für die Landschaftsarchitektur zeichnet Camille Frechou (Paris) verantwortlich.
Wie lässt sich ein Ort fernab von Fußgängerzonen, Sehenswürdigkeiten und öffentlichen Plätzen beleben? Ein Skatepark ist nicht unbedingt die naheliegendste Lösung, aber sicherlich ein guter Garant für Leben in der Bude. Schließlich kommen hier die unterschiedlichsten Menschen wie rollende Sportbegeisterte, Eltern mit Kindern und neugierige Anwohner*innen zusammen. Dass es sich hierbei um Publikum handelt, das zuvor nicht unbedingt mit zeitgenössischer Kunst vertraut war, ist gewollt und passt bestens in das eher unkonventionelle Konzept der Galleria Continua.
Wie der Name erahnen lässt, handelt es sich bei Les Moulins um eine alte Industriemühle, genauer um eine Papiermühle. Bei der Umgestaltung der Anlage mit 10.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche wurde viel Wert darauf gelegt, dass der Charakter der Industriebrache erhalten bleibt. Hierfür wurden unter anderem heruntergefallene Konstruktionen bewahrt. Weiterhin betont wird der Lost-Places-Charme durch zum Teil angelegte wie auch wild wachsende Pflanzen. Der Skatepark wurde entlang der alten Bahngleise, die das Industriegelände durchqueren, inmitten von Bäumen und Büschen als wellenförmiges Band eingefügt.
Die Architekt*innen sehen den Skatepark als Reminiszenz an die Planung von organischen Formen zu vordigitalen Zeiten. Angelehnt an die Skateparks der 1970er Jahre greift der Entwurf die für diese Zeit charakteristischen, fließenden Formen auf und wurde als durchgehender Streifen organisiert, der keine klare Abgrenzung zur Umgebung besitzt. Seine geschwungenen Linien passen sich an die Gegebenheiten an und verbinden die Gebäude über ein Fundament miteinander. Auf der Baustelle wurde der frische Beton direkt auf die zuvor montierte und verschweißte Metallbewehrung gespritzt und nachfolgend in die gewünschten Formen geglättet. Die Bauarbeiten wurden dabei als eine Art Performance angesehen, die die Begegnung von Projekt und Ort zelebriere, sagen die Architekt*innen. (dsm)
Fotos: Maxime Verret, Stéphane Ruchaud, Yann Stofer
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