Als Gastgeberin der gestern zu Ende gegangenen Bundesgartenschau hat die Stadt Heilbronn nicht nur ein ehemaliges Industrieareal erschlossen und das Neckarufer zur Flaniermeile ausgebaut. Sie hat auch 22 Wohnhäuser gebaut und damit zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesgartenschau auch eine Stadtausstellung veranstaltet. Und während die mobilen Container und Pavillons nun wieder abgebaut werden, bleiben die Häuser stehen. Sie sind der erste Abschnitt des neuen Quartiers am Neckarbogen, das die eigens gegründete Stadtsiedlung Heilbronn GmbH als Bauherrin in den kommenden Jahren weiterentwickeln will.
Teil des gemischten Baublocks „J“, in dem acht über einen Innenhof und eine Tiefgarage verbundene Gebäude entstanden sind, ist das Skaio, ein 34 Meter hohes, zehngeschossiges Wohnhaus, das derzeit als Deutschlands höchstes Haus aus Holz gilt und vom Büro Kaden+Lager (Berlin) geplant wurde. Neben Gewerberäumen im Erdgeschoss umfasst das Haus 60 Mietwohnungen, 25 davon sind gefördert. Alle Wohnungen sind inzwischen vermietet.
Dass der überwiegende Teil der Hybridkonstruktion aus Holz und lediglich das Treppenhaus und das Sockelgeschoss aus Stahlbeton bestehen, sieht man dem Haus auf den ersten Blick nicht an. Denn die Fassade ist mit Aluminium verkleidet. Der Kritik, dass viel Energie in die Herstellung von Aluminium fließt und der Baustoff aus diesem Grund kein nachhaltiger sei, begegnen die Architekten mit folgenden Argumenten: Erstens, erklärt Markus Lager, sei die Wiederverwendbarkeit der Bauteile Ziel des Projekts gewesen und Aluminium sei zu 100 Prozent recyclingfähig. Zweitens sei Holz als Fassadenmaterial ausgeschieden, weil bei Hochhäusern andere Anforderungen an den Brandschutz gelten. Das nicht brennbare Aluminium biete einen optimalen Brandschutz für ein Haus aus Holz. Um den Bewohner*innen maximalen Ausblick und Lichteinfall zu ermöglichen, haben sich die Architekten für große Fenster entschieden. Weil diese die gegen den Brandüberschlag im Hochhaus nötige geschlossene Fassadenfläche nicht gewährleisten, ist das Gebäude gesprinklert.
Die 1- bis 2-Zimmer-Wohnungen sind zwischen 40 und 70 Quadratmeter groß und können nach Bedarf zusammengeschaltet werden. Die Mietpreise liegen laut Aussage der Stadtsiedlung GmbH bei 11 bis 12 Euro für die frei finanzierten Wohnungen und bei 6,70 bis 8 Euro für die öffentlich geförderten. Dachterrasse sowie Gemeinschaftsraum mit Küche und Fernseher können von allen Bewohnern genutzt werden. Ein Bäcker mit Café mietet die Gewerbeeinheit im Erdgeschoss, wo sich auch Fahrradabstellmöglichkeiten befinden. (fm)
Zum Thema:
Mehr zur BUGA und Heilbronn in der BAUNETZWOCHE#536.
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
5
claus | 09.10.2019 23:56 Uhrstagnation
es mag ja sein, dass wir uns hier an der spitze dessen bewegen, was in normativ erlaubt ist, jedoch scheint sich deutschland bedauernswerterweise wohl aber sicher abhängen zu lassen.
die holzbauer aus vorarlberg legen in der regel die deutlich bessere architektur vor und in vancouver wurde schon vor zwei jahren ein 18-geschössiges wohnheim fertiggestellt. in deutschland bleibt man auf der hälfte stecken und richtet sich in (teilweise relativ dürftigen) investorengrundrissen ein. tja is halt heilbronn, trotzdem schade.
kaden+lager scheinen leider irgendwie stecken geblieben zu sein. jedenfalls sehe ich in ihren bauten der letzten zeit fast ausschließlich brave stagnation und keine relevanten fragestellungen nach typologie und raum. ingenieursmäßig mag das alles ausgefeilt sein, aber architektonisch ist das leider nicht viel mehr als die üblichen neubauviertel...