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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Simple_Architecture_in_Thailand_8329172.html

28.08.2023

DesignBuild macht Schule

Simple Architecture in Thailand


Ein erschreckendes Missverhältnis: Die Stadt Mae Sot im Westen von Thailand an der Grenze zu Myanmar zählt offiziell rund 50.000 Einwohner*innen, zusätzlich leben hier jedoch geschätzt 120.000 burmesische Flüchtlinge und Wirtschaftsmigrant*innen. Zahlreiche Hilfsorganisationen engagieren sich daher in der Region, um der prekären Situation entgegenzuwirken. So sind etwa Kliniken oder diverse Migrantenschulen entstanden. Den allein in Mae Sot vermuteten rund 30.000 geflüchteten Kindern sollen damit der Zugang zu Bildung ermöglicht und Alternativen zur hier weit verbreiteten Kinderarbeit geboten werden, so die Berichte der Freiwilligen vor Ort.

Eine dieser Organisationen heißt Helfen ohne Grenzen. Diese bringt sich seit 2002 in Mae Sot aktiv ein und gründete im Rahmen des Programms „Ray of Hope Schools“ im Jahr 2005 unter anderem die Schule Ah Yone Oo. Sieben Lehrende begleiten hier rund 120 Kinder auf ihrem Weg vom Kindergarten bis zur 6. Klasse.

Eine bemerkenswerte bauliche Erweiterung bestehend aus zwei Klassenzimmern, einem Sitzungsraum und einer kleinen Bibliothek entstand nun Anfang 2023 in nur fünf Wochen Bauzeit und mit einem Budget von 8.000 US-Dollar. Beteiligt ist der Architekt mit deutschen Wurzeln Jan Glasmeier, der nach einem mehrjährigen Arbeitsaufenthalt das Büro Simple Architecture in Bangkok gründete. Am Projekt in Mae Sot haben außer Glasmeier auch Cheyenne Flock, Oliver Giebels, Hanna Greeves, Vincent Mel Heinrich, Maximilian Jakob und Jara-Taru Schramm mitgewirkt.

Die Beteiligten luden Gruppen von Architekturstudierenden der Assumption University (AU) und des King Monkhut's Institute of Technology Ladkrabang (KMITL) sowie Studierende der Harrow International School (alle Bangkok) ein, an Workshops mit der örtlichen Gemeinschaft teilzunehmen und so am Entwurf und an der Umsetzung der Schulhauserweiterung beizutragen.

Zum Einsatz kamen lokale Bautechniken mit Bambus, Eukalyptus und Lehmziegeln. Diese werden aus vor Ort verfügbarer Erde in Kombination mit Wasser und Reishülsen hergestellt. Das typische Abfallprodukt wird als Fasermaterial der Ziegelrohmasse beigemischt. Die Ziegel trocknen anschließend mehrere Tage in der Sonne, bis sie für die Errichtung der Außenwände verwendet werden können. Für die Dachkonstruktion wurde recyceltes Holz aus einem nahegelegenen Holzgeschäft verwendet, lediglich die Fundamente sind in Stahlbeton gegossen.

Die simple und effiziente Konstruktion überzeugt gestalterisch und funktional. Eine einzige, mäandernde Lehmziegelwand zoniert die Räume, zwei gerade, kurze Mauern schließen die mittig gelegenen Klassenräume partiell zum Hof ab. Das Material fügt sich in die Umgebung, die Lehmwände absorbieren außerdem Wärme. Die Form und Lage des Gebäudes im Schatten von Tamarindenbäumen unterstützen eine natürliche Belüftung, sodass keine weiteren Kühlmaßnahmen erforderlich sind. Ein partizipativer Ansatz unter Einbezug der Schulgemeinschaft, der Austausch zu regionalen Bautechniken, Lehmbau-Workshops für die Studierenden und die Beschäftigung lokaler Handwerkskräfte tun ihr übriges, um dieses kleine Projekt gänzlich zu mögen. (sab)

Fotos: Cheyenne Flock, Jan Glasmeier



Zum Thema:

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