Seit 2016 wird in Barcelona alle zwei Jahre der Living Places – Simon Architecture Prize für Bauten, die in Europa, Mexiko und Brasilien realisiert wurden, verliehen. Unterteilt in die beiden Kategorien „Kollektive Orte“ und „Persönliche Orte“ ehrt er Architekturprojekte mit hoher partizipativer Qualität, die sich in besonderer Weise durch Anpassungsfähigkeit an den jeweiligen Kontext und Berücksichtigung der Nutzer-Perspektive auszeichnen. Das Verfahren wird vom weltweit operierenden spanischen Licht- und Elektrounternehmen Simon in Kooperation mit der Fundació Mies van der Rohe ausgerichtet.
Die Konzentration auf die Nutzung spiegelt sich auch in der Methodik des Preises wider: Wichtigstes einzureichendes Dokument ist ein Video, das die Atmosphäre des Bauwerks im alltäglichen Gebrauch vermitteln soll. Zudem sind neben denen, die geplant und beauftragt haben auch diejenigen, die das jeweilige Projekt nutzen vorschlagsberechtigt. Für die vierte Ausgabe des Preises wurden insgesamt 224 Nominierungen für Projekte ausgesprochen, die zwischen 2020 und 2021 fertiggestellt wurden. 186 Architekturbüros aus 34 Ländern reichten schließlich ihre Videos zur Bewertung ein. In beiden Kategorien kürte die Jury unter Vorsitz der brasilianischen Architektin Carla Juaçaba jeweils vier Finalisten und ein Gewinnerprojekt, das den mit jeweils 10.000 Euro dotierten Preis erhielt.
In der Kategorie „Kollektive Orte“ wurde das in Mexiko-Stadt ansässige Büro TO für das Projekt Kithara Music Public Kiosk ausgezeichnet. Die Musikbühne steht im Viertel Yuguelito von Mexiko-Stadt auf einem kleinen Grundstück mit Blick auf den Vulkan Xaltocan. Errichtet wurde der Bau auf Initiative des Stadtviertels für eine Gruppe von Gitarrenlehrer*innen, die hier kostenlosen Unterricht anbieten. Die kleine Gewölbetonne bietet sowohl im Erd- als auch im Obergeschoss je einen Raum für Veranstaltungen und Kurse. Der Entwurf stammt von den Büropartnern Carlos Facio und José Amozurrutia, die dabei eng mit der Gemeinde zusammenarbeiteten, alle Materialien wurden entweder recycelt oder gespendet, und auch die Arbeitskräfte kamen aus der Nachbarschaft. Mittlerweile wird der Bau für verschiedenste Zusammenkünfte genutzt.
Gewinner in der Kategorie „Persönliche Orte“ ist das Wohnhaus Rambla
Climate-House der Madrider Architekten Andrés Jaque vom Büro Office For Political Innovation und Miguel Mesa del Castillo. Es liegt in der südostspanischen Stadt Molina de Segura, deren steppenartige Umgebung von als Ramblas bezeichneten schmalen Rinnen durchzogen ist, die als natürliche Regenwasserkorridore fungieren. Diese Ökosysteme werden im Zuge übermäßiger Urbanisierung zunehmend zerstört. Das Haus wurde auf Stelzen errichtete und umschließt mit seinem elliptischen Innenhof einen Abschnitt einer solchen Rambla. In jene wird sowohl das Grauwasser als auch auf dem Dach gesammeltes Niederschlagswasser eingespeist. Auf diese Weise minimiert das Projekt seinen Fußabdruck und trägt zur Regeneration des beeinträchtigten Feuchtigkeitshaushalts im Boden bei.
Erstmals wurde außerdem unter allen Einreichungen ein Preis für die beste „Audiovisuelle Erzählung“ vergeben. Dieser ging an das vom Büro RA! (Pedro Ramírez de Aguilar, Santiago Sierra, Cristóbal Ramírez de Aguilar) produzierte Video zum Projekt Taquería Los Alexis in Mexiko-Stadt. Darin präsentieren Rene Baptista und Tito Sánchez (Regie und Kamera) eine winzige Imbissbude anhand verschiedener Alltagsepisoden. (da)
Fotos: José Hevia, Jaime Navarro, Maxime Delvaux
Zum Thema:
simonprize.org