Im letzten Sommer widmete sich die Baunetzwoche#599 neuen, spannenden Kulturstandorten in München. Ganz vorne dabei war das Werksviertel hinter dem Ostbahnhof, auch wenn es sich nicht um einen reinen Kulturstandort im strengen Wortsinn handelt. Einst produzierte hier die Firma Pfanni. Zwischen 1996 und 2016 diente das charmante Industrieensemble als alternativer Kulturstandort und wurde zu einem Eldorado des Münchner Nachtlebens. 2017 legten steidle architekten (München) einen Bebauungsplan vor, der die Entwicklung des Areals zu einem lebendigen, mischgenutzten Quartier vorsieht und dabei auf eine Balance aus Neubauten und Umnutzungen setzt. Eigentümer und engagierter Bauherr ist das Unternehmen OTEC des Pfanni-Erbens Werner Eckart.
Zwei Projekte haben das Werksviertel weit über München hinaus bekannt gemacht: Das Werk12 von MVRDV (Rotterdam) und N-V-O (München) (das den DAM-Preis 2021 gewann), und die Planungen für ein neues Konzerthaus von Cukrowicz Nachbaur (Bregenz), deren Realisierung aber in den Sternen steht. Weniger spektakulär, aber trotzdem ein echtes Wahrzeichen des Werksviertels ist das Werk4 von Steidle, das im Sommer 2021 fertig wurde.
Das Werk4 ist (zumindest teilweise) eine Aufstockung, wie die Fassadenpaneele aus schwarzem und weißem Metall bereits aus der Ferne deutlich machen. Der Bestandsbau bestand aus drei Siloeinheiten für Kartoffelflocken, die ursprünglich alle erhalten und um die neuen Nutzungen erweitert werden sollten. Was statisch problemlos möglich gewesen wäre, erwies sich im Zuge der Planungen als technisch und wirtschaftlich zu herausfordernd. Unter anderem Probleme bei der Erschließung führten dazu, dass nur eine Siloeinheit erhalten blieb. Sie wird nun von einer Kletterhalle genutzt, wobei auch einige der 30 Meter hohen Siloschächte erklommen werden können. Die restlichen Schächte sind unzugänglicher Luftraum.
An Stelle der beiden abgerissenen Siloeinheiten entstand ein Hostel, dessen Kubatur dem Bestandsbau entspricht. Zum Teil kamen an der Hülle auf ausdrücklichen Wunsch des Bauherren die ursprünglichen, patinierten Fassadenpaneele des Gebäudes zum Einsatz.
Über dem achtgeschossigen Hostel und den Silos der Kletterhalle liegt wiederum das mit schwarzen Metallpaneelen verkleidete Hotel, das 236 Zimmer umfasst. Lobby, Konferenzbereich, Gym und „Wellnessterrasse“ des Hotels liegen im Bereich der Auskragung beziehungsweise auf dem niedrigeren der beiden Gebäudeteile. Markant ist der schmale, hoch aufragende Gebäudeteil. In seiner eleganten Strenge kontrastiert er gut mit der zuweilen bunten Umgebung im Werksviertel, ohne dabei düster oder bedrohlich zu wirken. Eine Rooftopbar ganz oben auf dem 86 Meter hohen Haus ist geplant, aber noch nicht eröffnet. (gh)
Fotos: Oliver Heissner, Ivana Bilz (Urkern)
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auch ein | 29.03.2023 14:32 Uhrarchitekt
der otto dreht sich grad im grab um
so ein klotz, ohne farbe.
nur die kleine auskragung erkennt er wieder