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07.03.2017

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Die Tugenden einer Bank

Sichtbeton-Monolith in der Schweiz von Montemurro Aguiar


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Man kann Repräsentation als eine zentrale Funktion von Architektur verstehen. Doch wovon hängt es eigentlich ab, dass die repräsentative Botschaft eines Gebäudes ankommt? Die einfachste Antwort auf diese Frage dürfte lauten: von ihrer Qualität. Aber auch die reale Bedeutung des Auftraggebers stärkt die Glaubwürdigkeit des Repräsentationsanspruches. Bis heute bringen Banken alle Voraussetzungen mit, um erfolgreich baulich zu repräsentieren – zumindest ökonomisch haben sie Macht und Einfluss und die nötigen Mittel für gute Architektur, auch wenn es mit dem Vertrauen der Öffentlichkeit manchmal hapert. Es scheint daher verwunderlich, dass Bankfilialen in Deutschland nur selten gut gestaltet sind. Keine Überraschung also, dass eine Sichtbeton-Skulptur wie diese Raiffeisenbank nicht in einer deutschen Kleinstadt steht, sondern im Tessin, dem südlichsten Kanton der Schweiz und kurz vor der italienischen Grenze: in Stabio bei Mendrisio.

Im Nachbarort Mendrisio sind mit dem Studio Montemurro Aguiar auch die verantwortlichen Architekten ansässig, die mit dem Ergebnis ihrer Arbeit zufrieden sein können. Die neue Bankfiliale liegt in Bahnhofsnähe an der Schwelle zwischen historischem Wohngebiet und industriell geprägtem Bahnareal. Vorbeifahrenden Zügen präsentiert sich der Neubau geradezu typisch schweizerisch-streng: Horizontale Fensterbänder gliedern den L-förmigen Eckbau. Zur Stadt zeigt sich der Baukörper organischer: Eine gerundete Kerbe teilt ihn in zwei Teile. Der Vorplatz kann dabei von einem gegenüber des Kundenempfangs im Erdgeschoss gelegenen Veranstaltungsraums bespielt werden, was auch unabhängig von den Banköffnungszeiten möglich ist. Ein Durchgang unter dem reduzierten Monolithen führt die inhomogene städtebauliche Umgebung zusammen.

Die Büros in den beiden Obergeschossen sind entlang der Fensterbänder angeordnet. Rund um die „Kerbe“ tut sich eine großzügige Erschließung auf. Durch die Kombination aus rechten und spitzen Winkeln mit geschwungenen Wänden entstehen dort überraschend anregende Raumsituationen. Eine geschickte Lichtführung lässt die Räume trotz ihres introvertierten Charakters hell und freundlich erschienen. Sicherheit und Klarheit scheinen dabei die wesentlichen Tugenden dieser Bank zu sein – so vermittelt es jedenfalls die Architektur, was ja gut zum bodenständigen Raiffeisen-Konzept passt. Die Betonburg will sich durch ihre geschwungene Geste ganz bewusst dem Publikum öffnen, ohne jedoch all zu viel von sich preiszugeben. (dd)

Fotos: Simone Bossi


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

3

staubmeier | 09.03.2017 18:05 Uhr

was für ein ...

... tolles ding.

auch schon auf den ersten blick.

am besten gefällt mir der lageplan.

ob die gr. reingedrehte fensteröffnung nicht lieber ...

vielleicht wäre es dann noch ein wenig perfekter.

und hoffentlich sieht es noch so aus in 10 jahren.

2

Oliver Heinsdorff | 08.03.2017 09:10 Uhr

der zweite Blick

Auf den ersten Blick erscheint der Bau abweisend und kahl.

Wenn man sich aber mal darauf einläßt und das Gebäude genauer erkundet, stellt man fest, daß hier ein Kleinod erschaffen wurde.

Proportionen, Wegeführungen und die plastische Ausformung sind geradezu organisch perfektioniert und funktional stimmig. Dazu kommt, daß die minimalistischen Details den Raum und die Lichtführung zur vollen Entfaltung bringen.

Wahre Qualität zeigt sich eben manchmal erst auf den zweiten Blick !

1

falken | 07.03.2017 16:41 Uhr

ist die gute alte Zeit der Schweiz vorbei?

oder seht ihr das anders?

man hat den Eindruck, dass seit einigen Jahren sich die Schweizer nur noch selbst kopieren,

und dann kommt, wie in diesem Fall eben kein Meisterwerk heraus,

schlechte Proportionen und Langeweile + innen weiß geputzte Wände,

 
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