Er ist weder so bekannt wie der Pritzker-Preis, noch blickt er auf eine so lange Tradition zurück. Dennoch schickt sich der 2014 lancierte, nach seinem Initiator, dem kanadischen Architekten Raymond Moriyama, benannte RAIC Moriyama International Prize an, eine starke Konkurrenz für die weltbekannte Architektenauszeichnung zu werden. Immerhin ist der zweijährlich zu vergebende Preis, der dieses Jahr zum zweiten Mal verliehen wird, mit 66.000 Euro ähnlich hoch dotiert.
Der RAIC Moriyama International Prize richtet sich dabei auch explizit an junge Architekten – wenngleich die Einreichung mit einer Gebühr von umgerechnet 330 Euro verbunden und damit nicht gerade niedrigschwellig ist. Dennoch: Nicht das Lebenswerk wird honoriert, sondern das einzelne Bauwerk sowie sein Einfluss auf das soziale Gefüge. Neben einer Projektdokumentation ist deshalb auch der Gebrauch der Gebäude mit einem Video zu belegen. Zusätzlich vergibt das Royal Architectural Institute of Canada drei Stipendien von je 3000 Euro. Die Auswahl der Stipentiaten erfolgt auf Basis eines Essays.
Eine Jury, der neben Manon Asselin, assoziierte Professorin für Architektur an der Universität Montreal, und Barry Johns, Vorsitzender des RIAC College of Fellows, und anderen auch der erste Gewinner des Preises, Li Xiaodong, angehört, hat nun vier Finalisten aus den Einsendungen aus 17 Ländern gewählt.
Die nominierten Projekte der Shortlist:
• 8 House, Kopenhagen
BIG - Bjarke Ingels Group (Kopenhagen)
• Fuji Kindergarten, Tokio
Tezuka Architects (Tokio)
• Shobac Campus, Upper Kingsburg
MacKay-Lyons Sweetapple Architects (Halifax)
• Melbourne School of Design, Melbourne
John Wardle Architects (Melbourne) und NADAAA (New York)
Das 8 House von BIG überzeuge durch seinen neuartigen wohntypologischen Vorschlag, so das Urteil der Jury. Trotz hoher Verdichtung werde hier der menschliche Maßstab gewahrt. Am ovalen Kindergarten von Tezuka Architects lobte das Preisgericht die überaus positive Atmosphäre und den scheinbar grenzenlosen Raum, der die überschäumende frühkindliche Phantasie baulich spiegele, während die von John Wardle und NADAAA feinsinnig komponierten Räume die Melbourne School of Design als inspirierendes, kollaboratives Lernumfeld inszenierten. Außergewöhnlich beständig sei das Engagement des selbsternannten „Dorfarchitekten“ MacKay-Lyons, der, beginnend mit einem Design/Build- Projekt, über 25 Jahre am Shobac Campus baute. Entlang der Küste von Nova Scotia enstand so eine ganze Dorfstruktur, die sich kommunalen Veranstaltungen und der Lehre der lokalen traditionellen Bauweisen verschrieben hat.
Der endgültige Gewinner des RAIC Moriyama International Prize wird am 19. September 2017 auf der großen Gala des RAIC im The Carlu in Toronto bekanntgegeben. (kms)