Bewohner Edinburghs, die am schottischen Jahreswechsel Hogmanay nicht gerade im Privaten mit einer Feuerzange auf ein Bocksfell schlagen, versammeln sich am Fuße des Castle Rocks, um das Feuerwerk über der Stadt zu sehen. Als „Platz für das Volk“ ist der Park für die Schotten und Stadtbewohner nicht nur ein beliebter öffentlicher Raum, sondern auch Terrain für bedeutende Feste, wie eben Hogmanay oder das Edinburgh International Festival, dessen Abschlusskonzert jährlich im Ross Pavilion, einer Freilichtbühne im Zentrum des Parks, stattfindet.
In den nächsten Jahren soll der Park umfassend saniert werden. Die Stadt Edinburgh lancierte dafür in Kooperation mit dem Geldgeber und Geldbeschaffer Ross Development Trust ein entsprechendes Regenerationsprojekt. Die Freilichtbühne soll durch ein neues Gebäude ersetzt werden, ein Café mit Besucherzentrum ist geplant, ebenso die Erneuerung der bestehenden Unterstellräume, die Restaurierung der Ross Fontäne sowie die Instandsetzung der Beleuchtung und Schilder.
Im Wettbewerb um die Gestaltung wurde kürzlich die Liste der Büros bekanntgegeben, die es in die engere Wahl geschafft haben und ihr Konzept weiterbearbeiten dürfen. Aus 125 Einreichungen wählte die Jury folgende Büros aus:
- Adjaye Associates
- Bjarke Ingels Group (BIG)
- Flanagan Lawrence
- Page \ Park Architects
- Reiulf Ramstad Arkitekter / Forbes Massie Studio
- wHY
- William Matthews Associates und Sou Fujimoto Architects
„Der neue Pavillon muss deutlich machen, dass Edinburgh nicht nur eine historische und traditionelle Seite hat, sondern eine moderne, lebendige Stadt ist.“, heißt es beim Ross Development Trust. Der Pavillon ist demnach als ein Statement zu verstehen. Er soll als eine Art zeitgenössischer Gegenspieler zur auf dem
Castle Rock thronenden Burg als neues Wahrzeichen der Stadt konzipiert werden. Das Streben nach einem „Bild mit internationalen Wiedererkennungswert“ lässt sich in der Jury-Auswahl lesen: renommierte, global operierende Großbüros oder „die gefragtesten kreativen Köpfe der Welt“, wie
Norman Springford, Vorsitzender des Ross Trust es ausdrückt.
Die zur Wahl stehenden Entwürfen lassen grob zwei Ansätze erkennen. Einige Teams konzipieren eine Art landschaftlichen Pavillon, der Bühne, Sitzreihen und Service-Räume in einer Gesamtstruktur verbindet, die sich entweder der Topographie des Grundstücks annimmt oder diese mit einem neuen, künstlichen Gelände überzeichnet
(wHY, BIG, William Matthews Associates mit
Sou Fujimoto Architects). Der Pavillon verliert seinen monumentalen Charakter und suggeriert diverse Perspektiven auf das Spektakel, wie beispielsweise der ringförmige Entwurf von
William Matthews Associates mit
Sou Fujimoto Architects.
Andere konzipieren den Pavillon als Solitär, was eher an die historischen
bandstands Großbritanniens aus dem 19. Jahrhundert erinnert, zu denen auch der
Ross Pavilion zählte. Ein aus definierter Blickrichtung zu betrachtendes Objekt erhält die klassische Gliederung von Bühne und Zuschauerraum. (
Adjaye Associates, Reiulf Ramstad Arkitekter mit
Forbes Massie Studio, Page \ Park Architects)
In Anbetracht der Bedeutung des Ortes für die schottische Identität ist die öffentliche Meinung ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl des Siegerentwurfes. Daher ist die Bevölkerung aufgefordert Kommentare einzureichen. Alle sieben Entwürfe sind
bis zum 30. Juli im
City Art Centre in Edinburgh ausgestellt. Der Baubeginn ist für 2018 angesetzt.
(df)
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