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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Shopping_Center_von_LOVE_in_Salzburg_4422845.html

03.07.2015

Verlockendes Päckchen

Shopping Center von LOVE in Salzburg


In der klaren Offenlegung kritischer Stellen macht man sich unangreifbar. LOVE Architekten zumindest tun das. Ganz unbeirrt nehmen sie den problematischsten Teil ihres neuesten Projekts vorweg und sagen – noch bevor der Angriff von anderer Seite naht – frank und frei heraus: Bei dieser Architektur geht es um Kommerz, Shopping und Entertainment.

Nicht nur die Nutzung, auch die Erscheinung ihrer Shopping Arena Salzburg gibt dieses klare Statement wieder. Bei Form und Oberfläche ihrer Erweiterung eines Einkaufszentrums aus den Achtzigern fühlen sich die Architekten „an ein großes „Geschenk“, etwas Eingepacktes, Spannendes“ erinnert. Ihre weiß getönte Glasmembran-Fassade soll den verlockenden Anschein eines Päckchens machen, die Stahlrahmen, auf die jene weißen PTFE-Felder nun gespannt sind, assoziieren die Architekten mit Geschenkbändern. Eine fast schon zynische Ehrlichkeit zeigt das Grazer Büro gegenüber seinem Bauauftrag.

Einen durchaus komplexen Bau haben LOVE an einer der wichtigsten Einfallstraßen von Salzburg realisiert. Seine gebrochene und gekappte Form entwickelten sie aus dem Austarieren von Richtlinien und Grundstücksgrenzen. Insgesamt sieben Geschosse, zwei unterirdische und fünf überirdische besitzt das Glaspäckchen, 35.000 Quadratmeter Nutzfläche bietet es.

An den Hauptzugängen und an der Einfahrt sind seine Flächen durchfenstert und nach innen geklappt. Parkdecks befinden sich unter, und – über eine inszenierte Serpentinenzufahrt erreichbar – über den Verkaufsgeschossen. „Atrien“ soll es im Innenbereich geben. Hier, wo sich Gastronomie- und Eventbereiche großzügig verteilen, öffnet sich die Mall in allen Geschossen.

Wie auch in den klassischen Pariser Passagen des Fin de Siècle als Urtpyus der Shopping-Architektur verbinden lichte Galerien auf jeder Etage die einzelnen Boutiquen. Ganz oben, über diesen Passagen sind es keine Läden mehr, sondern die parkenden Autos, die hier zur Schau stehen. Shopping and Driving also – ob diese Exponierung des Wagens nicht vielleicht doch ein Funken Systemkritik der Grazer Architekten ist? (sj)
 
Fotos: Jasmin Schuller


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